Eine Whats App voller Baby-Einschlaftipps

Neulich rief mich meine Schwester (Mutter von einem 3 Monate alten Mädchen) völlig erledigt an: „Die Kleine schläft immer nur so kurz. Und sie lässt sich überhaupt nicht weglegen. Hast Du einen Tipp für mich? Ich komme ja noch nicht einmal zum Duschen, obwohl mir das so wichtig ist.“ Weil die Kleine im Hintergrund schrie, versprach ich: „Ich schreibe Dir eine Whats App“. Meine Einschlaf-Tipp-Liste wurde recht lang:

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Und ich schrieb noch mehr in die nicht mehr so kurze Kurznachricht:

„Oberwichtig: Dein Kind muss sich nach Dir richten! Du kannst ihr nur eine gute Mutter sein, wenn Deine Bedürfnisse nicht zu kurz kommen: die Dusche am Morgen ist Dir heilig? Setz‘ sie in den MaxiCosi und nimm‘ sie mit ins Bad! Du willst frühstücken? Schmier‘ Dir ein Brot und nimm‘ sie dann erst auf den Arm – einarmig essen geht, einarmig schmieren nicht! Wenn sie fünf Minuten weint, weil sie mal eben warten muss, ist das nicht schlimm. Du kannst ihr ja gut zureden.“

Ich schloss meine Nachricht mit:

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Meine Schwester hat einiges davon ausprobiert, nicht immer mit Erfolg. Aber der Satz „Alles nur eine Phase!“ zählt auch hier. Mein Schwesterherz, es ist anstrengend für den Moment, aber es geht vorbei.

Windel Juchee ! (Nachtrag zu Windel ade!)

Hatte ich in meinem letzten Beitrag tatsächlich geschrieben, dass ich mir absolut sicher bin, dass das Thema Windel bei uns in ein paar Wochen durch sein wird? Asche auf mein Haupt – ich habe. Und ich wurde mal wieder eines Besseren belehrt:
Nein, bei uns ist das Thema nicht vom Tisch. Nein, es ist sogar das krasse Gegenteil von „Trocken werden“ eingetreten:

Unsere Kleine war – wie neulich berichtet  – richtig gut davor, trocken zu sein. Sie ist mit Elan und Freude sowohl im Kindergarten (Krippe) als auch zu Hause zur Toilette gegangen. Egal welches Geschäft, es landete im Klo.

Dann fing es an: Sie ging nicht mehr im Kindergarten. Sie ging nicht mehr zu Hause. Ich ließ die Notfallhose weg, weil ich dachte, das würde sie motivieren – es ging alles in die Hose.

Also fragte ich die Kleine: „Warum gehst Du nicht mehr zur Toilette, wenn Du musst?“ Sie: „Is bin nis mehr groß, is bin jetz wieder klein.“ Ah ja. Sie war also wieder klein. Da es ihr sonst immer so wichtig war, groß zu sein, wunderte mich das etwas. Aber das Kleinsein äußerte sich auch in anderen Bereichen des alltäglichen Lebens: Ich sollte sie wieder füttern. Sie musste wieder in meinem Arm einschlafen. Sie wollte wieder eine Milch…. Also Regression auf der ganzen Linie.

Ich fragte mich, wo der plötzliche Sinneswandel herkommen könnte. Als ich die Kleine eines Tages vom Kindergarten abholte – fiel es mir auf: Ihre ganzen „großen“ Kindergartenfreunde waren kurz zuvor in die nächsthöhere Gruppe gewechselt. Sie gehörte jetzt zu den „Großen“ unter den vielen neuen „Kleinen“, die nachgerückt waren. Also sagte ich ihr: „Du gehörst doch jetzt zu den Großen. Dann kannst Du den Kleinen ganz toll vormachen, wie man auf Toilette geht.“ Sie: „Nein, is bin wieder klein, wie die anderen.“ Das war also der Grund. Ihre großen Vorbilder, die ihr selbst auch das Gefühl gegeben haben groß zu sein, waren weg. Und sie identifizierte sich wieder mit den kleinen Windelträgern.

So weit so gut: Was mache ich jetzt damit. Abwarten. Bloß keinen Druck aufbauen. Ich habe ihr gesagt: „Sag‘ mir bitte Bescheid, wenn Du wieder groß bist. Dann gehen wir wieder auf Toilette.“ Und zwischenzeitlich frage ich sie immer mal, ob sie auf Toilette gehen möchte. Gibt ja schließlich auch einen Gummibär … oder zwei.

„Warum steht das nicht in Deinem Blog?“

Das fragte mich neulich ein guter Freund, als ich an einem schönen Sonntagnachmittag folgende Geschichte zum Tischgespräch beitrug:

Es war an einem Freitag im Frühsommer. Das Wochenende stand vor der Tür. Die Sonne schien, es war warm. Und ich musste mit den Kindern Zeit überbrücken. Zeit zwischen die-Kleinen-von-der-Kita-abholen und den-Großen-zum-Klavierunterricht-bringen. Was bietet sich da an? Erst einmal ein Eis essen gehen und dann noch auf den Spielplatz. Als ich den Kindern mein Vorhaben vorschlug, erntete ich ein freudiges „Au ja!“ Die Laune war dem Wetter entsprechend, die Eisdiele knackevoll mit vielen Mamas mit noch mehr Kindern.

Wir setzten uns auf eine Bank vor den Eisladen und aßen genüsslich unser Gefrorenes. Die Jungs deutlich schneller als ihre kleine Schwester. Als die Großen fertig waren, standen sie auf und lungerten vor einem Kiosk-Schaufenster herum. Plötzlich sah ich, wie die beiden aus heiterem Himmel anfingen sich zu prügeln. Und zwar so richtig.

Der Kleinere, aber nicht gerade schwächere, schmiss sich auf den Großen und kloppte mehrmals mit geballter Faust auf dessen Ohr. Ich war so überrascht und geschockt von dem Anblick, dass ich erst einmal gar nicht reagieren konnte (deswegen gibt es zu diesem Beitrag auch kein Foto ;-)). Ich war wie gelähmt. Ich sah nur dieses Kinderknäuel auf dem Großstadtasphalt und dachte… gar nichts.

Dann regte sich in mir etwas: Angst und Scham. Angst davor, dass meinem Großen bei dem Übergriff seines kleinen Bruders etwas zugestoßen sein könnte. Und Scham darüber, dass meine (!) Kinder sich auf offener Straße prügelten.

Ich musste handeln: Ich sprang auf, rannte zu den beiden Ringern, zog sie auseinander und holte tief Luft. In dem Moment hätte ich sie gerne angeschrien: Habt ihr noch alle Tassen im Schrank? Aber macht man das vor so vielen fremden Leuten … Ich korrigiere: vor so vielen fremden Eltern?

Alle Augen ruhten auf uns. Also atmete ich tief aus und begann, den Streit einigermaßen ruhig zu klären. Ich hielt beide am Arm fest, ein Auge auf die recht unbeeindruckt Eis essende Kleine gerichtet, das knallrote Ohr pustend. Mein Großer weinte. Der Kleine guckte frech aus der Wäsche. Ich fragte: „Warum hast Du das gemacht?“ Aber er wollte sich nur von mir losreißen. Ich hielt ihn noch fester.

Mir fiel nichts ein. Ich wollte nur noch weg. Weg von den Blicken der Mütter. Ich gebe zu: In diesem Moment habe ich mich wirklich für meine Kinder geschämt. Und ich war wütend darüber, dass ich spontan keine adäquate Reaktion parat hatte: Ich packte die drei und habe den zweiten Programmpunkt gestrichen. Mit den Worten: „Mit so zwei Streithammeln wie Euch gehe ich nicht auf den Spielplatz.“ Ich verfrachtete die drei ins Auto und fuhr mit ihnen zum Fahrradladen. Dort mussten sie dann darauf warten, dass ich mein niegelnagelneues Fahrrad mitnehmen durfte. Für die Kids seeehr langweilig. Danach sind wir zum Klavier gefahren. Es war beängstigend ruhig im Auto.

Später musste sich der Kleine noch bei seinem großen Bruder entschuldigen.

Meine Antwort auf die Frage meines Freundes „Warum steht das nicht in Deinem Blog?“ geht ganz schnell: Weil der Blog „Strategien einer Mutter“ heißt und ich in dieser Situation einfach keine Strategie parat hatte. Aber vielleicht ist es auch mal eine Strategie, keine zu haben. Ich bin ja auch nur ein Mensch.

So mein lieber Stefan. Ich hoffe, Du bist jetzt zufrieden! 😉

#strategieneinermutter

Wenn nachts der Pavor kommt …

Manchmal haben wir – meist am späten Abend – einen völlig verschreckten, zittrigen und irgendwie irre guckenden 5jährigen im Bett sitzen. Er ist dann nicht wirklich wach, reagiert auch nicht auf uns. Er ruft auch nicht „Mama“, sondern knatscht eher so vor sich hin. Wenn man ihn anschaut, dann starrt der Schreck nur so aus seinen Augen. Und man bekommt einfach keinen Zugang zu ihm.

Diese Zustände hat er schon Zeit seines Lebens. Das kennen wir auch nur von ihm. Mir hat das immer Angst gemacht, weil ich nie wusste, was das ist oder wie wir unseren Sohn aus dieser Situation heraus holen können. Irgendwann habe ich dann aber in meinem Lieblings-Elternbuch „Baby-Jahre“ von Remo H.Largo (siehe auch „Ist das noch normal?“) gelesen, dass das bei Kindern ein ganz normales Vorkommen ist:

Es nennt sich „Pavor nocturnus“. Laut Largo handelt es sich dabei um „ein ganz normales Schlafphänomen. Dem Angsterschrecken liegt ein partielles Aufwachen aus dem tiefsten Non-REM-Schlafstadium zugrunde. Das heißt, das Kind wacht aus dem Tiefschlaf unvollständig auf, was sich in einer Art Verwirrtheitszustand äußert.“ (Kapitel Schlafverhalten, 25-48 Monate) Unser Kind ist also gar nicht richtig wach. Deswegen reagiert es auch nicht auf uns.

Woher dieser Zustand kommt, weiß keiner so genau. Largo sagt dazu: „Nach einem ereignisvollen Tag, zum Beispiel nach einem Familientreffen oder dem Besuch eines Rummelplatzes, neigen gewisse Kinder in der darauffolgenden Nacht zu einem Pavor nocturnus. Auslöser kann einerseits sein, dass die Kinder später zu Bett gehen und übermüdet sind. Dazu beitragen mag auch, dass die Kinder ungewöhnlich vielen Eindrücken ausgesetzt waren, deren Verarbeitung ihnen Mühe bereitet. Der Pavor nocturnus gehört zum normalen kindlichen Schlafverhalten, er ist keine Verhaltensauffälligkeit!“ Diesen Zusammenhang können wir eher nicht feststellen. Aber wir wissen ja auch nicht immer, wie gut oder schlecht unser Mittlerer seine alltäglichen Eindrücke verarbeiten kann.

Nachtgespenst

Was tue ich also, wenn unser Kind mal wieder einen „Pavor nocturnus“ hat?
Ich rede ruhig mit ihm: „Schhhhhhh, ich bin ja da. Mama ist bei Dir.“ Dann nehme ich ihn meistens auf meinen Schoß, lege ihn in meinen Arm, halte ihn fest, wärme ihn und mache leise „schhhhhh“. Meistens hört er dann relativ schnell auf zu zittern. Und die Augen gehen auch wieder zu. Ab und an kommt dann nochmal so eine Art „Einschlafzucken“. Und dann ist die Sache nach spätestens zehn Minuten wieder vorbei. Ich lege ihn wieder in sein Bett. Er schläft ruhig weiter. Und kann sich am nächsten morgen an nichts erinnern.

Fakt ist: Je älter unser Sohn wird, desto seltener kommt bei ihm der Pavor nocturnus. Aber leider wird er immer intensiver. Das Zittern hatte er zum Beispiel früher nicht. Das kam erst im letzten Jahr hinzu.

Mittlerweile gehen mein Mann und ich relativ gelassen damit um. Früher waren wir nach einem solchen „Anfall“ immer völlig erschöpft und sorgenvoll. Heute kommt einer von uns aus dem Zimmer und der andere fragt: „Was war denn?“ „Ach, war nur ein Pavor.“ So kann man sich auch an sehr ungewöhnliche Dinge gewöhnen.

Quelle: Largo, R.H. (2007), Baby Jahre – Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren, Piper Verlag GmbH, München

#strategieneinermutter

Der Gummitrick bei Babybauch

Meine Schwester ist schwanger. Mit ihrem ersten Kind. Ich freue mich sehr für sie. Da ich das Wunder der Schwangerschaft nach drei eigenen nun noch einmal vorgelebt bekomme, schießen bei mir jetzt öfter Erinnerungen an die Zeit durch den Kopf. Und natürlich auch einige Tricks, die ich damals angewandt habe. Und die ich gerne an meine Schwester weitergebe.

Einen Trick hatte ich allerdings ganz vergessen. An den hat sie mich neulich erinnert. Und zwar rief sie mich an und sagte: „Die Hosen werden langsam eng.“ Ich: „Ach ja, da musst Du Dir bald so eine richtige Schwangerschaftshose kaufen.“ Sie etwas verschwörerisch: „Ach ein bisschen überbrücken kann ich das noch. Ich wende nämlich Deinen Gummitrick an.“ Ach ja, der Gummitrick…

Und der Gummitrick geht so: Man nehme ein handelsübliches Haargummi, binde damit eine Schlaufe durch das Knopfloch der Hose. Dann wickelt man das Schlaufenende des Gummis so lange um das Knopfloch, bis die Hose angenehmem sitzt. Und der Bauch nicht drückt. Das sieht zwar lustig aus, ist aber höchsteffektiv. Und den unüblichen Verschluss kann man wunderbar mit einem locker gestellten Gürtel kaschieren.

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Kaschieren kann man damit übrigens auch die Schwangerschaft. Zumindest, wenn man sich noch in dem Stadium befindet, indem man sie noch geheim halten möchte. Aber auch der Gummitrick kann den Lauf der Zeit nicht aufhalten. Irgendwann muss man dann doch auf die klassische Schwangerschaftshose zurückgreifen.

Meine Schwester ist dennoch sehr dankbar über den Trick. Denn so kann sie wieder angenehm an ihrem Arbeitsplatz sitzen. Es freut mich, wenn ich ihr – und vielleicht auch Euch – helfen kann. Wahrscheinlich fallen mir in den nächsten sechs Monaten Schwangerschaftsbeiwohnen noch mehr meiner damaligen Ideen ein. Daher diese neue Kategorie „Ideen für Schwangere“. Sie ist Dir gewidmet, mein liebes Schwesterherz.

#strategieneinermutter

Der Gedanken-Erinnerungs-Zettel

Die Angst vor den verlorenen Gedanken ist bei meinen Kindern wohl sehr ausgeprägt. Ihr Mitteilungsbedürfnis ist einfach zu groß. Drum eine weitere Strategie zu dem Thema, die ich seit Kurzem verfolge:

Der Hintergrund: Mein ältester Sohn verwickelt uns gerne, wenn er abends im Bett liegt und eigentlich schlafen soll, noch in ein Gespräch. Meine Theorie ist, dass er beim zur Ruhe kommen endlich die Zeit findet über Dinge nachzudenken, die ihn schon den ganzen Tag beschäftigen. Manchmal glaube ich aber auch, dass da System dahintersteckt: er will nämlich noch nicht schlafen. Das kennen wir nur zu gut von ihm (auch nachzulesen in Die Einschlafregel mit Einschlafhilfe). Oft setze ich mich dann noch einmal zu ihm und diskutiere mit ihm über Gott und die Welt. Das dauert oftmals auch so lange, bis es viel zu spät für ihn ist, um morgens ausgeruht aus dem Bett zu steigen.

Als wir letzte Woche wieder diese Situation hatten, fing er damit an, mir ein Spiel aus dem Sportunterricht bis ins kleinste Detail zu beschreiben. Da habe ich Folgendes gesagt: „Du Schatz, es ist schon spät und Du solltest jetzt besser schlafen. Weißt Du was, erzähle mir doch morgen beim Frühstück wie das Spiel geht.“ Er: „Aber dann habe ich wieder vergessen, was ich erzählen wollte.“ Ich: „Dann schreibe ich Dir einen Gedanken-Erinnerungs-Zettel und lege ihn auf Deinen Platz am Tisch. Was soll ich drauf schreiben?“ Er: „Sport und Spiel.“ Das habe ich gemacht.

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Weil er wohl das Gefühl hatte, dass seine wertvollen Gedanken nicht verloren gehen, ist mein Sohn zufrieden eingeschlafen. Und am nächsten Morgen haben wir beim Frühstück haarklein das Sportspiel erläutert bekommen.
Diesen hilfreichen Zettel werde ich jetzt wohl öfter schreiben.

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Der pragmatische Adventskalender

Nein, dies wird kein neumodischer Weihnachtsengel.

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Dieses unheilige Chima-Geschöpf wird der Inhalt eines unserer diesjährigen Adventskalender.

Zum Hintergrund: Die Organisation der Adventskalender unserer Kinder hat uns in den letzten Jahren ziemlich viele Abendstunden und Nerven gekostet: Inhalte überlegen, besorgen, verpacken …. und was das alles kostet ! Und am Ende schickt dann Oma noch netterweise einen Schokoladen-Adventskalender und die Kinder sind morgens schon völlig Irre vom teilweise doppelten Zucker (siehe auch Die Schnuckebox).

Auf den selbstgemachten Adventskalender wollten mein Mann und ich trotzdem nicht verzichten. Also haben wir uns bereits im letzten Jahr überlegt, dass wir (1) keine Süßgikeiten mehr reinmachen und (2) einen Bausatz in 24 Häufchen aufteilen und die Kinder so jeden Tag ein bisschen was zum zusammenbauen haben, bis sie sich an Heiligabend über ihr fertiges Bauwerk freuen können.

Der Vorteil: Der Bausatz ist schnell besorgt. Und für die Kinder ist es unheimlich aufregend, ihr Bauwerk jeden Tag ein Stück wachsen zu sehen. Der Nachteil: Es kostet immernoch ein wenig Zeit, um die Säckchen mit den richtigen, aufeinander folgenden Bauschritten zu befüllen. Der Kostenrahmen ist auch ungefähr gleich geblieben.

Und die Kleine? Sie bekommt in ihren ersten Säckchenkalender für jeden Tag einen Smartie in ihr Säckchen gefüllt. Dann hat sie auch was Kleines für sich zum Auspacken: „Meimer!“ (übersetzt: „meins“) ist nämlich gerade ihr Lieblingswort. Da soll es ja schon einigermaßen gerecht zugehen.

Gestern habe ich von einer weiteren schönen Adventskalender-Idee gehört. Diese ist für all diejenigen geeignet, die sich u.a. die Mühe und den Platz mit vielen Kalendern sparen wollen: Einen Familien-Kalender für alle.
Jeder – auch die Eltern oder Großeltern – darf dann mal was auspacken. Um Neidsituationen zu vermeiden, sollten die Kinder jedoch immer am selben Tag etwas auspacken dürfen.

Die Idee finde ich aus mehreren Gründen gut: Es fördert das Gemeinschaftsgefühl der ganzen Familie. Die Kinder lernen einerseits, auch mal zurückzustehen und andererseits sich für die anderen zu freuen. Und: Mein Mann und ich bekommen auch mal was ab.
Ich denke, der „Familien-Kalender“ wird nächstes Jahr auf jeden Fall unser Treppengeländer schmücken.

#strategieneinermutter

Zwei Baby-Einschlaf-Tricks

Das „Augen zu“ machen beim abendlichen Einschlafen fiel meinen drei Kindern schon immer schwer. Auch bereits im frischen Babyalter. Obwohl sie hundemüde waren, schauten sie in der Gegend umher. Nach dem Motto: „Wenn ich jetzt die Augen zu mache, könnte ich ja was verpassen.“ Damit unsere Babies loslassen konnten, um in Ruhe in den Schlaf zu finden, haben wir zwei Tricks angewandt:

1. Das Augenzustreicheln.
Im abgedunkelten Raum, mit dem Baby im Wiegegriff, in einen gemütlichen Sessel setzen. Dann mit vier Fingern der freien Hand immer wieder sanft und langsam vom Haaransatz des Kindes bis zu den Augenbrauen (also quasi senkrecht) streichen. Die Handfläche spendet den Kindsaugen dabei Schatten. Wer möchte, kann dabei auch leise „schhhhh“-Laute von sich geben.

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Vorteil: Sehr wirkungsvoll. Das Kind macht seine Augen automatisch auf „halbmast“ und schläft währenddessen friedlich ein.
Nachteil: Das Augen-zu-streicheln kann mitunter etwas länger dauern und für das zuständige Elternteil mühsam sein. Auch Gewöhnungseffekte können eintreten. Bei unserem ältesten Sohn haben wir diese Technik fast das gesamte erste Lebensjahr anwenden müssen.

2. Der „Augen zu“-Nachahmungseffekt.
Dieser Trick ist mehr oder weniger per Zufall entstanden und er ist ganz einfach: Sitzposition wie beim ersten Punkt einnehmen. Wer das nicht möchte, kann sich auch ans Gitterbettchen setzen. Dann dem Kind das Gesicht zuwenden und die Augen schließen. So als ob man selbst schläft. Dabei ruhig verhalten. Man glaubt es kaum, aber die Kinder schlafen dabei ein. Meine zumindest. Meine These: Das Kind merkt, dass Mama oder Papa zwar da sind, aber dem Kind nur noch passive Aufmerksamkeit schenken. Das scheint für die Kinder dann auch irgendwie langweilig zu sein. Wichtig ist jedoch, dass das Kind die geschlossenen Augen des Elternteils sehen kann.
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Vorteil: Mit wenig Aufwand zum Ziel. Entspannungsmoment bzw. kleines Nickerchen für die Eltern.
Nachteil: Kann mitunter lange dauern, bis das Kind tatsächlich schläft. Auch hier können Gewöhnungseffekte auftreten: „Ohne Mama oder Papa kann ich nicht einschlafen.“

#strategieneinermutter

Gescheitert: Die Schnuller-Fee

Mein Mann und ich waren uns sehr schnell darüber einig, dass unsere Kinder nicht länger als zwei Jahre einen Schnuller haben sollten.

Bei unserem Erstgeborenen kam aber schon die erste Ausnahme: als er zwei Jahre alt war, stand erst der kleine Bruder und dann auch noch ein Umzug ins Haus. Da wollten wir ihm nicht auch noch Nächte ohne seinen Schnuller zumuten. Also haben wir damit gewartet bis er circa drei war.

Wie gewöhnt man aber seinem Kind möglichst ohne großen Herzschmerz den Schnuller ab?

Da liegt es nahe auf Bewährtes zurückzugreifen: Die Schnuller-Fee, der das Kind eines Abends – natürlich nach langer Vorankündigung – alle verfügbaren Schnuller ans Bett legt. Und sie kommt dann heimlich des Nachts, nimmt die Schnuller mit und lässt als Gegenleistung ein Geschenk da.

So oder so ähnlich geht die Geschichte, die wir auch unserem Sohn erzählt haben. Seine Reaktion kam für uns aber völlig unerwartet. Er weinte jämmerlich. Jedoch nicht, weil die Schnuller dann weg wären. Sondern er erzählte uns, dass er Angst davor habe, nachts eine kleine Gestalt in seinem Zimmer zu wissen. Das gruselte ihn.

Die Geschichte konnten wir also nicht weiterverfolgen. Um die Sache für unseren damals Kleinen zu Ende zu bringen, habe ich der Schnullerfee einen „Brief“ geschrieben. Ich erklärte ihr, dass unser Sohn nicht möchte, dass sie zu ihm kommt und dass er es alleine schafft, den Schnuller loszuwerden. Damit war er beruhigt.

Wir haben erst einmal Gras über die Sache wachsen lassen. Und nach ein paar Wochen erledigte sich das Thema wie von selbst: Unser Sohn war stark verschnupft, verweigerte aber die Nasentropfen. Also konnte er einfach nicht Schnullern und schlief ohne. Nach zwei Nächten ohne Schnuller sagten wir: „Schau mal: Du brauchst ja gar keinen Schnuller zum Schlafen. Wenn Du es jetzt noch zwei weitere Nächte schaffst, können wir die Schnuller am Wochenende zum Schnullerbaum (des örtlichen Krankenhauses) bringen. Und dann darfst Du Dir ein Spielzeug aussuchen.“
Und so ist es auch gekommen. Damit er seine Schnuller immer besuchen gehen konnte, haben wir sie – zur besseren Wiedererkennung – mit seinem Spitznamen versehen, in seine Box gepackt (siehe Die Schnuller-Regel mit -box), und zum bereits vollgehängten Baum gebracht.

IMG_0745.JPG Danach sind wir sofort in den Spielzeugladen gegangen und er hat sich einen Bagger ausgesucht. Nach seinen Schnullern hat er nie wieder gefragt.

Beim zweiten Kind haben wir die Schnuller-Fee gar nicht mehr ins Spiel gebracht. Und weil es den Schnullerbaum auch nicht mehr gab, lief das Ganze – ehrlich gesagt – noch unemotionaler ab: Als der Kleine anfing, seine Schnuller zu zerkauen, sagte ich: „Du hast jetzt noch vier Schnuller. Ich kaufe ab jetzt keine Neuen mehr. Und wenn diese verbraucht sind, bist Du groß genug, dass Du ohne schlafen kannst.“ Und auch hier ging es unerwartet leicht. Irgendwann war nur noch einer übrig. Da überließ ich unserem Sohn die Entscheidung: diesen letzten Schnuller für zu Hause oder für den Kindergarten. Seine Wahl fiel auf zu Hause. Das heißt, in der Krippe schlief er mittags dann schon ohne. Diesen letzten zerkauten Schnuller hat unser Mittlerer einige Wochen später höchstpersönlich in den Müll gepfeffert. Auch er hat sich ein kleines Spielzeug dafür ausgesucht. Und damit war der Schnuller Geschichte. Und er hat nie wieder danach gefragt.

In circa einem halben Jahr steht das Thema Schnuller-Entwöhnung bei unserer Kleinen an. Da werden wir wahrscheinlich die Schnuller-Fee auch nicht mehr hinter dem Ofenrohr hervorlocken. Obwohl: sie ist ein Mädchen. Und die stehen auf Feen, oder?

#strategieneinermutter

Der Schulweg-Führerschein

Neulich – es ist schon eine Weile her – eröffnet mir unser ältester Sohn auf dem Heimweg von der Vorschule: „Mama, ich möchte alleine von der Schule nach Hause gehen.“ Oh je, da ist mir erst einmal schlecht geworden. Mein kleiner sechsjähriger Junge wird flügge. Dass er von Anfang an alles gegeben hat, um nicht wie ein Vorschüler zu wirken, habe ich ja bereits gemerkt. Aber dass er nun schon so weit ist, geht mir plötzlich durch Mark und Bein. Mit einem dicken Kloß in Hals und Bauch gehe ich weiter den Weg entlang. Am liebsten hätte ich geantwortet: „Nee, mein Kleiner, das erlaube ich (noch) nicht.“ Aber das hätte auch nach hingen losgehen können. Ich will mein Kind ja nicht zu einem Angsthasen erziehen. Ich bin der Meinung, wenn Kinder wirklich etwas wollen, was sie zu mehr Selbständigkeit bringt, sollte man sie (unter Berücksichtigung ihres Alters, ihrer geistigen Reife und ihrer Vernunft) darin unterstützen.

Der Schulweg unseres Jungen beträgt ca. 700m im Wohngebiet. Ja, auch da heizen die Autos manchmal wie die Berserker durch die 30er-Zone. Und Grundstücksausfahrten halte ich sowieso für so einen kleinen Stöps für supergefährlich. Aber auch ich bin ab der ersten Klasse immer meinen Schulweg alleine gegangen. Und mir ist nie was passiert. Also sage ich zu mir selbst: Du Gluckenmutter, reiß Dich jetzt zusammen und mach das einzig Richtige.

Also tue ich ganz überrascht – bin ich ja auch – und antworte auf seinen Wunsch so etwas wie: „Wenn Du das unbedingt willst, dann nehmen wir das in Angriff.“ Er lächelt. Abends berichte ich meinem Mann. Der reagiert ähnlich geschockt und sagt sofort: „Das können wir ihm doch nicht erlauben.“ Ich: „Wir müssen!“ Er: „Mir ist schlecht.“ Ich: „Mir auch.“

Um etwas Zeit zu schinden, eröffne ich unserem Sohn am nächsten Morgen: „Wir möchten Dir Deinen Wunsch gern erfüllen. Aber, bevor Du den Schulweg komplett alleine gehen darfst, musst Du ihn erst in Etappen üben.“ Mein Sohn: „Mama, was sind Etappen?“
Ich: „Das heißt, Du gehst erst einmal ein kleines Stück, dann immer mehr und mehr, bis Du den ganzen Weg alleine gehst.“ Er: „Okay!“ Als ich den Lütten mittags abhole, gehen wir seinen Weg mit anderen Augen ab und unterteilen die Strecke gemeinsam in fünf Etappen. Erste Etappe: bis zur Straßenecke; zweite Etappe: bis zur Hecke; dritte Etappe: bis zur nächsten Straßenecke undsoweiter undsoweiter bis wir zu Hause angekommen sind. Am nächsten Tag soll es losgehen.

Also setze ich mich abends mal wieder hin und bastele ein Stempelbrett. Mit Hilfe von Stempelkreisen zeichne ich seinen Schulweg auf eine Pappe und kennzeichne die einzelnen Etappenziele mit einem schraffierten Kreis. Nach jedem fünften Mal die jeweilige Etappe laufen – und zwar verkehrssicher – darf der Junge in die nächste Etappe springen. Wie bei einem Computerspiel. Unser Sohn findet es großartig. Daneben habe ich noch wichtige Regeln aufgeschrieben: gut gucken, aufmerksam sein, nicht trödeln, nicht träumen, immer auf dem Bürgersteig gehen, nicht von Fremden ansprechen lassen oder gar mitgehen, nicht an anhaltende Autos gehen etc. Unser Sohn hat seine Kommentare dann auch noch hinzugefügt:
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Die Praxis: Ich bin zum Abholen nicht mehr bis zur Schule gelaufen, sondern bis zum Ende der jeweiligen Etappe. Dort habe ich auf ihn gewartet. Immer mit einem Blick auf die Uhr, um ungefähr abschätzen zu können, wie lange der Junge braucht, um von der Schule nach Hause zu laufen. Brauchte er mal länger, wurde ich schon nervös. Aber früher oder später kam er immer um die Häuserecke und winkte schon von Weitem, so dass seine kleine Schwester bei seinem Anblick vor Wiedersehensfreude nur so jauchzte. Unter uns: Wäre ich nicht in der Öffentlichkeit gewesen, hätte ich auch laut gejauchzt. Zu Hause gab es dann einen Stempel. Und zwar jeden Tag. So toll hat unser Sohn die Etappen gemeistert. Zweimal durfte er auch eine Strecke überspringen. Und vorgestern war es dann soweit. Das Stempelbrett war voll. Und unser Sohn geht seit dem alleine von der Schule nach Hause.

Zur Belohnung gab es einen von uns Eltern unterschriebenen, in Plastik laminierten, handlichen Schulweg-Führerschein, der unserem Jungen nicht nur bescheinigt, dass er alleine seinen Schulweg gehen darf (falls die Lehrer mal nicht Bescheid wissen), sondern wo auf der Rückseite auch ein Foto, seine Adresse und Telefonnummer vermerkt ist. Für den Notfall. Der Führerschein liegt nun immer griffbereit im Rucksack. Das beruhigt mich ein wenig. Und unseren Jungen macht es so unendlich stolz.

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Meine Vorteilsanalyse im Nachhinein: 1. Ich habe gelernt loszulassen, indem ich meinem Kind mein absolutes Vertrauen geschenkt habe. Das stärkt nicht nur die Kinderseele, sondern ich selbst wachse auch daran. 2. Ich habe noch einmal mehr gemerkt, wie wertvoll meine Kinder für mich sind und dass ich einen Verlust nur schwer überleben könnte. 3. Etwas ganz banal Praktisches: Ich hätte es nie gedacht, aber unser Sohn entlastet mich damit ungemein. Ich kann die Mittagessensplanung ganz anders machen und ich muss den Mittagsschlaf der kleinen Schwester nicht darauf anpassen. Wenn sie müde ist, lege ich sie einfach schlafen, mein Sohn kommt dann ja von ganz allein.

Und wenn ich bald wieder arbeiten gehe, kann ich seine kleineren Geschwister aus der Kita abholen und wir treffen den großen Bruder dann zu Hause. Das ist für mich ein Weg weniger. Ich bin ihm dafür unendlich dankbar!

#strategieneinermutter