Was tun bei Osterpanik?

Sind die Ostereierfarben in einer Millionen-Großstadt bereits seit Mittwoch vergriffen? Ist das Päckchen mit der Handballausrüstung, die der Osterhase bringen sollte, auch heute nicht angekommen?

Dann kann ich nur raten: den Anflug von Panik ignorieren, tief durchatmen, ein souveränes Lächeln aufsetzen, den Ehemann auf die Jagd nach der letzten Ostereierfarbe der Stadt (und sei sie noch so chemisch, hauptsache bunt) schicken, zwischendurch die Kinder ausgepustete Eier anpinseln lassen, den Fokus auf Blumendeko legen und auf den letzten Drücker mit allen anderen Leidgeplagten im Spielzeugladen nach Geschenkalternativen suchen …

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Dann werden es entspannte Ostertage. Und die wünsche ich Euch von Herzen !

#strategieneinermutter

Alles eine Frage der Organisation …

Seitdem ich wieder arbeite, ist die Taktung am Morgen bei uns um ein Vielfaches angestiegen. Es ist der reinste Marathon. Mein Mann und ich haben in den letzten eineinhalb Monaten die morgendlichen Aufgaben verteilt und nach und nach optimiert, wo wir Zeitsparpotenziale gesehen haben:

1. Mein Mann und ich müssen um punkt 6 Uhr aufstehen, um das morgendliche Pensum einigermaßen entspannt über die Bühne zu bringen. Die Praxis hat gezeigt: Jedwedes Weiterschlummern wird am Ende mit Stress, Hektik und Tobsuchtsanfällen von allen Seiten bestraft.

> Morgendliche Überlistung des eigenen Schweinehundes:
Den Wecker auf kurz vor 6 Uhr stellen, damit man bis 6 Uhr einigermaßen aufgewacht ist.

2. Während ich unter die Dusche springe, kocht mein Mann Kaffee, deckt den Frühstückstisch, schmiert Schulbrote, schält Äpfel und bügelt sich meistens noch ein Hemd (auch das endet oft in obigem Ausmaß, da Hemdbügeln in unserem morgendlichen Zeitplan nicht vorgesehen ist).

> Mögliche Zeitersparnis:
Kaffeemaschine am Abend vorher laden, Schulbrote ebenfalls am Abend vorher schmieren (das mag mein Mann allerdings nicht), den Kindern endlich beibringen, dass man Äpfel auch mit Schale essen kann, den Frühstückstisch weitestgehend am Abend vorher decken (fühlt sich ein bisschen an wie in einer Frühstückspension) und Hemden sowieso am Abend vorher bügeln.

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3. Bin ich fertig, wecke ich die Kinder – sofern sie noch nicht selbst aufgewacht sind – helfe ihnen beim Anziehen bzw. ziehe die Kleine an. In der Zeit befindet sich mein Mann im Bad.

> Mögliche Zeitersparnis:
Die eigenen Klamotten und die der Kinder bereits am Abend vorher zurechtlegen, morgenmuffelige Kinder (wie meine) eine Viertelstunde bevor sie eigentlich aufstehen müssen sanft wecken.

4. Im optimalen Fall treffen wir fünf uns dann am gedeckten Frühstückstisch wieder. Wir frühstücken zusammen – manchmal in Ruhe, öfter im Stress. Dann Zähne putzen, Kinder und sich selbst mit Jacken und Schuhen (im Winter nahezu eine Farce!), Schulranzen, Taschen, Fahrradhelmen etc. versorgen und alle gehen ihrer Wege: Mann und Ältester in Richtung Schule, die beiden Kleineren und ich in Richtung Kindergarten (dass der zwei Stadtteile weit entfernt liegt, hatte ich ja bereits in Meine Ichs im Zwiespalt erzählt).

> Mögliche Zeitersparnis:
Auch hier alles abends zurechtlegen, alle Taschen packen etc., den Erstklässler am Abend vorher fragen, ob er am nächsten Tag einen Buchstaben-Geburtstag hat, zu dem er etwas mit dem entsprechenden Anfangsbuchstaben mitbringen soll und es vor allem auch mal hinnehmen, wenn der Frühstückstisch (bis auf die Milch) gedeckt stehen bleibt.

Mittlerweile hat sich die Logistik bei uns ganz gut eingespielt. Der einzige Nachteil: Die Organisation verlagert sich größtenteils auf den Vorabend. Und da will man ja irgendwann auch mal abschalten.

Krass ist – und das muss ich hier zum Schluss noch loswerden:
Bis ich um 9 Uhr an meinem Schreibtisch an der Arbeit sitze, habe ich – so wie viele von Euch da draußen – bereits einen dreistündigen Familien-Marathon hinter mir – mal mehr, mal weniger anstrengend. Ich glaube, das haben die meisten meiner/unserer Kollegen gar nicht auf dem Zettel. Während ich mittags hektisch aus der Agentur trabe, wünschen die mir manchmal süffisant „einen schönen halben Tag Urlaub!“ Ich antworte dann immer: „Wir können ja gerne mal tauschen!“ Und das meine ich vollkommen ernst.

Eins würde mich übrigens – aus reinem Eigennutz – brennend interessieren: Womit spart Ihr morgens Zeit ein?

#strategieneinermutter

Mittagspause für alle

Neulich am Wochenende ist bei uns zu Hause Folgendes passiert:

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Unfassbar! Mein Mann ist einfach so am Tisch eingeschlafen. Und das nicht nur für zehn Minuten.
Später sagte er zu mir: „Ich konnte nicht mehr!“ Ich kann dieses Gefühl der absoluten Erschöpfung sehr gut nachvollziehen, tue aber meistens nichts dagegen (außer vielleicht abends früher ins Bett zu gehen). Und mein Mann? Na ja, sieht man ja…

Meine Schwester – selbst Mutter von drei Jungs – praktiziert dagegen eine einfache und wirkungsvolle Strategie. Sie heißt Mittagspause für alle. Und das funktioniert so: Wenn ihr Jüngster nach dem Mittagessen zum Schlafen geht, dann legt sie sich auch hin und macht – wenn auch nicht ganz so lange – Mittagsschlaf. Die großen Jungs wissen das und sind derweil in ihren Zimmern, hören CD oder spielen leise.

Damit haben alle eine Lärm-, Tobe- und Ausruhphase. Und meine Schwester kann neue Kraft für die zweite Tageshälfte tanken.

Was banal klingt, ist eigentlich ein tolles System. Denn: Wenn die Kinder aufhören Mittagsschlaf zu machen, neigt man ja dazu, den Tag mit den Kindern „durchzuhalten“. Ich jedenfalls. Aber selbst wenn die Kinder in dieser Zeit nicht schlafen, eine Erholungspause tut auch ihnen gut. Und wenn man das frühzeitig ritualisiert und fest in den Tagesablauf einplant, ist die Pause und damit das Ausruhen für Mama und/oder Papa obligatorisch. Super!

Gestern nachmittag habe ich es ausprobiert. Und es war toll: Die Kleine schlief in ihrem Bett, ich kuschelte mich mit Decke aufs Sofa. Die Jungs haben das Pausen-Angebot dankend angenommen, sich eine CD angemacht und zu mir gekuschelt. Die beiden sind nach einer anstrengenden Woche eben auch einfach platt.

Wir haben uns fest vorgenommen: Bei uns wird es jetzt öfter Mittagspause für alle heißen. Und bei Euch vielleicht auch?! Ich kann es nur empfehlen.

#strategieneinermutter

Meine Ichs im Zwiespalt

Seitdem ich Kinder habe, bestehe ich aus zwei Ichs: einem Mutter-Ich und einem Ego-Ich. Mein Mutter-Ich beschäftigt sich mit der Fürsorge für meine Kinder, mein Ego-Ich kümmert sich um meine persönlichen Bedürfnisse. In der Regel vertragen sich die beiden ganz gut.

Doch seit dieser Woche liegen die beiden im Clinch. Die Ursache:
Meine Elternzeit neigt sich dem Ende. Der Countdown läuft. Und ich habe noch drei Wochen übrig, um unsere Kleinste in die Hände von erfahrenen Erziehern zu legen. Das heißt konkret: In dieser Woche hat die Krippen-Eingewöhnung begonnen.

Zwar ist es nicht mein erstes Kind ist, das ich fremd betreuen lasse – beide älteren Jungs sind mit jeweils einem Jahr (der Zweite sogar bereits mit 11 Monaten) in die Krippe gekommen. Ich müsste also ein alter routinierter Hase sein. Dieses Mal ist aber alles anders.

Damals, als mein Mutter-Ich noch jung und unerfahren war, hatte mein Ego-Ich die Oberhand. Es meldete sich recht bald nach der Geburt: Du arbeitest ja so gerne, mal sehen, wie lange Du es zu Hause aushältst?!
Und bereits nach einem halben Jahr in Elternzeit beschloss mein Ego-Ich: Wenn der Kleine ein Jahr alt ist, gehst Du wieder arbeiten. Der langweilt sich ja mit Dir zu Hause. Er braucht gleichaltrige Kinder zum Spielen. Und Du brauchst Gleichgesinnte um Dich herum. Also ist das doch eine Win-Win-Situation für Euch beide.
Sanft fragte mein Mutter-Ich: Ist er nicht vielleicht noch ein bisschen klein? Aber das Ego-Ich konterte sofort: Du bist eine „moderne“ Frau, Ihr seid eine „moderne“ Familie. Wir leben in modernen Zeiten. Da gehen die Mütter auch arbeiten. Und gerade Du arbeitest so gerne. Wenn Du länger dem Job fernbleibst, wirst Du nicht nur kribbelig und schlecht gelaunt, Du verlierst vielleicht auch den Anschluss.
Und so geschah es.

Beim zweiten Kind war es ähnlich, dieses Mal ging es nur noch schneller. Das Ego-Ich stellte fest: Was mit dem Großen gut geklappt hat, funktioniert mit dem Zweiten auch. Mein Mutter-Ich hat noch nicht einmal versucht dagegen zu argumentieren. Es war gut so. Und es funktionierte auch gut. Den Kindern ging es gut, sie machten große Entwicklungssprünge – obwohl ich nicht sagen kann, ob das der Kita zuzuschreiben ist oder einfach nur der Lauf der Natur. Also alles gut.

In den letzten eineinhalb Jahren zu Hause, mit den drei Kindern und ohne Arbeit hat sich verständlicherweise mein Mutter-Ich klammheimlich nach vorne manövriert. Zunächst hat es durchgesetzt, dass ich meine einjährige Elternzeit auf zwei Jahre verlängere. Es war der Meinung, dass die Kleine einfach noch nicht reif genug sei für eine Krippe. Doch dann rief mein Arbeitgeber kurz danach bei mir an und bat mich, doch früher wiederzukommen. Das hat mein Ego-Ich wieder auf den Plan gerufen: Wow, welche Anerkennung. Sie wollen DICH zurück. Nicht jemand anderes: DICH! Sag es: Ja, ich will. Und ich sagte mit Freuden: Ja, ich will.

Doch das lässt das Mutter-Ich nicht auf sich sitzen und serviert mir nun in meiner Lieblings-Kita – für die ich sogar in Kauf nehme, morgens und nachmittags zwei Stadtteile weit zu fahren (kleine Gruppen, toller Personalschlüssel, liebevolle und schmusige Atmosphäre) – Folgendes: Oh je, sind die Kinder hier alle klein. Das eine Kind kann ja noch nicht einmal laufen. Ach je, jetzt ist ihm ein größeres Kind auf die Hand getreten.
Mein Ego-Ich hat eine andere Beobachtung: Guck‘ mal, wie toll Deine Kleine es hier findet. Die ist richtig fröhlich und gut drauf. Das wird eine schnelle und unkomplizierte Eingewöhnung. Sie wird es hier richtig gut haben.
Ich beobachte weiter: Da drüben liegt eine Zweijährige auf dem Boden. Sie klagt über Bauchschmerzen. Der Erzieher hebt sie sich sanft auf den Schoß, die Eltern werden informiert. Sie können erst in zwei Stunden kommen und das kranke Kind abholen. Sie schläft vor Erschöpfung in seinem Arm ein. Die Arme. Gleichzeitig steht ein etwa achtzehn Monate altes Mädchen in der Zimmerecke und weint nach ihrer Mama. Die Erzieherin tröstet sie liebevoll.

Mein Mutter-Ich meldet sich: Merkst Du nicht, was hier los ist? Von wegen Gleichaltrige zum gemeinsamen Spielen. Die Kinder spielen hier nicht miteinander. Sie spielen für sich, nur am selben Ort. Ich sage es Dir: Diese Kinder gehören nicht an diesen Ort, so schön und nett er auch sein mag. Diese Kinder gehören nach Hause, zu ihren Eltern. Deine Kleine inklusive.
Mein Ego-Ich geht dagegen: Wo bitteschön sollen die Kinder hin, wenn nicht hier? Guck‘ doch mal, wie lieb hier alle zu den Kindern sind. Es ist so familiär. Wenn die Kleine hier ist, kannst Du guten Gewissens arbeiten gehen.
Das Mutter-Ich: Wieso musst Du überhaupt arbeiten gehen? Wofür setzt Du Kinder in die Welt? Dann musst Du Dich auch um sie kümmern.
Ego-Ich: Aber Du sagst es doch selbst: Du kannst keine gute Mutter sein, wenn Du nicht den Ausgleich über den Job hast. Dafür macht Dir die Arbeit einfach zu großen Spaß. Dieses ewige Haushalt machen und Essen zubereiten geht Dir langsam auf den Keks. Das spürst Du doch auch. Du definierst Dich eben nicht nur über Deine Familie, sondern auch über Deine Arbeit. Das ist legitim.

Abends, die Kinder schlafen endlich, sitze ich auf dem Sofa. Mein Mutter-Ich hat mich den ganzen Tag nicht in Ruhe gelassen. Jetzt schweigt es zwar, sitzt aber in meiner Magengegend und sorgt dort für ordentliches Grummeln. Mein Ego-Ich redet Tacheles: Es ist alles eingetütet. Du bist loyal. Du brauchst Deinen Job, um zufrieden zu sein. Jetzt stell‘ mal Deine Angst ab. Du schenkst Deinen Kindern so viel Liebe und Aufmerksamkeit. Jetzt bist Du mal wieder an der Reihe. Euch bleibt doch auch noch genug Zeit zusammen. Ihr seid ja nur halbe Tage voneinander getrennt. Übrigens ist das Finanzielle ja auch nicht unerheblich.

Am nächsten Tag nach der Eingewöhnungsrunde – die Kleine war wieder super drauf – sagt mein Ego-Ich zu unserem mittleren Sohn: „Also Deine Schwester hat so einen Spaß in der Krippe, sie wird es da richtig toll haben.“ Er antwortet prompt: „Ist ja auch kein Wunder. Sie kennt das alles ja auch noch gar nicht.“ Das angekratzte Mutter-Ich versteht den Satz als Ohrfeige des eigenen Sohnes: Oh je, was für ein richtiger Satz. Jetzt ist noch alles neu, aber bald wird alles Routine sein. Und das für Jahre. Schließlich ist er schon seit vier Jahren nahezu täglich bis zu sieben Stunden fremdbetreut. Er war schon mit so jungen Jahren in der Kita, dass der Laden für ihn mit drei Jahren schon so Routine war, dass er sich als eigentliches „Kindergartenkind“ gar nicht mehr darauf freuen konnte. Und dann dreht sich das Gedankenkarussell weiter: Und der Große? Der geht in eine Grundschule, wo mehr als zwei Drittel der Kinder bis 16 Uhr und länger – also die längste Zeit des Tages – verbringen. Bei Dir war es damals umgekehrt: 90% der Kinder ging mittags nach Hause. Zu Mama oder Papa oder beiden. Du eingeschlossen. Das Ego-Ich versteht den Satz anders: Er will Dir sagen: Kita ist so toll, da ist alles aufregend. Wir machen da tolle Sachen und haben viel Spaß mit unseren Freunden. Ich meckere zwar manchmal morgens, aber wenn Papa mich erstmal in der Kita abgeliefert hat, freue ich mich drauf. Und zum Großen hat es auch etwas zu sagen: Du siehst doch, wie gut es ihm in der Schule gefällt. Er blüht richtig auf. Und oft, wenn Du ihn abholst, äußert er sich enttäuscht, dass er gerne noch ein wenig mit seinen Klassenkameraden gespielt hätte.

Was nun? Was tun?

Wie gehe ich mit diesem Zwiespalt um? Einerseits brauche ich die Arbeit für mich selbst. Andererseits merke ich, wie gut es den Kindern tut, wenn ein Elternteil zu Hause ist. Es ist ein ständiges hin und her. Und ich kann den Zwiespalt momentan nicht lösen. Vielleicht wird er sich auch niemals lösen. Vielleicht gehört das einfach zum Mensch- und Muttersein dazu.
Ich mache also weiter, wie geplant. Denn die Welt da draußen ist nicht so gestrickt, dass ich meine beiden Ichs zufriedenstellen könnte.

Und damit werde ich zum ersten Mal in diesem Blog politisch. Ich bin davon überzeugt: Wir brauchen nicht noch mehr Betreuungsplätze in diesem Land. Wir brauchen auch nicht längere Öffnungszeiten für Kitas.
Was wir wirklich dringend brauchen, sind neue Arbeits-/Zeit-Modelle. Modelle, die es beiden Elternteilen ermöglichen, einer vollen und/oder reduzierten Erwerbstätigkeit nachzugehen und sich dennoch adäquat um die eigenen Kinder kümmern zu können.

Einen kleinen Schritt in diese Richtung habe ich in meiner Agentur bereits durchgesetzt: Einen Tag Homeoffice pro Woche. Das heißt für meine Kinder: einen Tag früher zu Hause pro Woche. Das ist zwar nur ein Anfang, aber ich werde weiter dran arbeiten. Und so lange es noch nicht so ist, bin ich froh, dass ich meine Kinder in guten Händen aufgehoben weiß.

#strategieneinermutter

Urlaub erster Teil: Fünf über den Wolken

Wir sind gerade im Urlaub. Das hatten wir Fünf dringend nötig. Die letzten Wochen lagen bei uns allen nur noch die Nerven blank: Vollzeitjob, Elternzeit, Vorschule und Kita sind für uns alle schwere Arbeit. Zeit also, endlich die Sachen zu packen und wegzufahren. Oder besser gesagt: zu fliegen.

Ja genau, wir sind geflogen. Und ich muss sagen, mit ein wenig Organisation im Vorfeld geht das eigentlich ganz gut. Hier die – aus meiner Sicht – 10 wichtigsten Dinge (nicht sortiert!), wenn man mit Kindern möglichst entspannt eine so aufregende Reise antritt:

1. Sitzplätze im Flieger reservieren.
Wenn man mit der rot-weißen Airline fliegt, die nach unserer Hauptstadt benannt ist, kann man kostenlos Sitzplätze für die ganze Familie reservieren. Ich habe gleich nach der Buchung bei der Service-Hotline angerufen und Plätze in der 1. Reihe bekommen. Für eine Familie die besten Plätze: Beinfreiheit, Schlafkörbchen für Babies, Nähe zur Toilette (und dem Cockpit), Flugbegleiter gut ansprechbar, schnelles Ein- und Aussteigen. Bei anderen Fluglinien geht das bestimmt auch.

2. Spielzeug einpacken.
Jedem Kind einen kleinen Rucksack mit flugzeugfreundlichem Spielzeug (keine Kleinteile oder lärmende Utensilien; eher Bücher, Kartenspiel, Schleichtiere) und Kuscheltier packen. Schon zwei Stunden Flug können für ein Kind seeeehr laaaaang werden.

3. Reiseapotheke an Bord haben.
Für die Kinder: Nasenspray gegen Druck auf den Ohren, am Besten vor dem Start und vor der Landung verabreichen. Babies beim Start eine Milchflasche oder Schnuller geben, damit durch das kontinuierliche Schlucken kein Druck entsteht.
Und auch wichtig: Zäpfchen gegen Übelkeit.

4. Proviant einpacken.
Der „Imbiss“ im Flieger ist ja eher ein Knetschbrot mit Krautsalat. Kein Vergnügen für Kinder. Ich schmiere unseren Kindern immer extra-Brote mit dem Aufschnitt, den sie mögen. Außerdem haben wir immernoch ein paar Kekse und Obst im Handgepäck. Kinder dürfen übrigens auch gefüllte Trinkflaschen mit zum Flughafen nehmen. Auch heißes Wasser zur Zubereitung von Babymilch ist bei der Sicherheitskontrolle erlaubt.

5. Jedem seinen Koffer.
Kinder lieben es, wenn sie ihr eigenes Gepäck haben. Und: sie dürfen sich am Geschleppe ruhig beteiligen. Unsere Jungs besitzen beide einen kleinen Kindertrolley, den sie gut hinter sich herziehen können.

6. Auf sperriges Gepäck verzichten.
Einmal hatten wir bei einer Flugreise einen Buggy dabei. Dieser verschwand aber im Flugzeug aus unerklärlichen Gründen und tauchte nie wieder auf. Seitdem verzichten wir im Urlaub auf die Karre. Als die Kleine letztes Jahr gerade mal drei Monate alt war, haben wir sie einfach in die Bauchtrage gepackt. Damit hatten wir dann auch beide Hände frei – je eine für einen Koffer und eine für ein Kind. Mit dieser guten Erfahrung haben wir es dieses Jahr wieder so gemacht. Der Kleinen hat es mit ihren 15 Monaten zwar nicht mehr so gut gefallen, aber für die kurze Zeit auf dem Flughafen, war es völlig ausreichend.
Hierzu folgende Anekdote: der Flieger ist gerade gelandet, da spricht mich die Flugbegleiterin an: „Ihr Kinderwagen wird Ihnen gleich gebracht.“ Ich: „Das ist nett, aber wir haben keinen dabei.“ Die Mutter in der Reihe hinter mir antwortet perplex: „Aber das geht doch gar nicht. Mit so einem kleinen Kind.“ Ich antworte zurück: „Doch das geht. Man muss nur den Mut dazu haben.“ Und es geht wirklich.

7. Bei frühen Flügen: Kinder in Anziehsachen schlafen legen.
Unser Flieger ging morgens um 6 Uhr. Das hieß für uns Eltern: 3 Uhr aufstehen, die Kinder haben wir bis 4 Uhr schlafen lassen. Dennoch für die Kleinen ein Albtraum, mitten in der Nacht geweckt zu werden. Damit das Gejammer und der Stress nicht zu groß werden, die Kinder am Vorabend bereits in ihren Reiseklamotten ins Bett gehen lassen. Dann kann man sie aus dem Bett holen und gleich ins Auto oder Taxi setzen.

8. Mut zum kleinen Mietauto.
Wir sind im Urlaub gerne autark. Deswegen buchen wir uns immer einen Mietwagen. Die großen Modelle sind uns aber zu teuer. Deswegen buchen wir immer einen Kleinwagen und sind jedes Mal aufs Neue überrascht, dass alle fünf Personen inklusive Gepäck (zwei große, zwei kleine Koffer und Handgepäck) und Kindersitze da rein passen. Aber es passt. Dieses Mal haben wir für die Jungs allerdings eine Sitzerhöhung statt Kindersitz, sonst hätten die drei Kinder nicht auf der Rückbank nebeneinander gepasst.

9. Mut zur kleinen Unterkunft.
Wer braucht schon in der Hauptsaison ein überteuertes Riesenappartement? Um Geld zu sparen, haben wir die letzten beiden Urlaube in der kleinen Version verbracht: Die Kinder teilen sich das einzige Schlafzimmer und mein Mann und ich nächtigen auf der Ausziehcouch. Die Kleine schläft ja noch im Babybett. Das heißt, wenn sie es tut und nicht als schwitzendes Knäuel zwischen uns liegt. So wie dieses Jahr.

10. Nach Möglichkeit drei Wochen verreisen.
Nach unserer Erfahrung ist die langfristig erholsamste Form von Urlaub drei statt zwei Wochen lang wegzufahren. In der Regel läuft es bei uns nämlich so: Mein Mann und die Kinder brauchen locker eine Woche, um abschalten zu können und „angekommen“ zu sein. Wir nennen das Akklimatisierung. Die zweite Woche ist dann toll. Alle sind super drauf und entspannt. Wenn wir dann eigentlich schon wieder die Koffer packen müssten, können wir ruhig sagen: zum Glück haben wir noch eine Woche. Es soll nicht dekadent klingen, sondern eine Empfehlung an all diejenigen sein, die es sich beruflich und natürlich auch finanziell leisten können. Drei Wochen Urlaub tuen allen unheimlich gut. Zeit bekommt dann auch für einen selbst eine ganz andere Dimension.

Und hier noch eine Idee für weitere, kompliziertere Anreisen:
Die Reise in Etappen aufteilen.
Letztes Jahr sind wir auf unsere Lieblingsinsel geflogen, die aber nur per Schiff erreichbar ist. Da kleine Kinder ja kein Zeitgefühl haben, haben wir die Anreise zur „Expedition“ ernannt und in Etappen aufgeteilt:
1. Etappe: Mit Auto zum Flughafen
2. Etappe: Mit Flugzeug zur Nachbarinsel
3. Etappe: Mit Taxi zum Hafen
4. Etappe: Mit Schiff auf die Insel
5. Etappe: Mit Mietauto zum Urlaubsdomizil
So hatten die Kinder immer einen Anhaltspunkt, wie lange die Reise noch dauern wird.

Mehr aus dem Urlaub folgt, jetzt erst einmal Füße hoch und abschalten!

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#strategieneinermutter

Spielbesuch: leicht oder lästig?

Seitdem unsere Jungs circa vier Jahre alt sind, verabreden sie sich nachmittags mal mit Freunden. Ohne meine Anwesenheit versteht sich. Wenn eins unserer Kinder den Nachmittag bei einem Freund oder einer Freundin verbringt, ist dies für mich sehr entspannend. Es entlastet mich. Mein Motto: „Ein Kind ist kein Kind.“ Die Kleine ist ja relativ pflegeleicht, die zählt noch nicht mit.

Wenn wir aber Spielbesuch nach Hause bekommen – und das muss gerechterweise auch stattfinden -, habe ich plötzlich vier Kinder. Drei, die potenziell miteinander spielen können und die Kleine noch dazu. Dies gestaltet sich zunehmend als schwierig. Denn der, der keinen Freund zu Besuch hat, ist immer ein bisschen außen vor. Der will aber mitmischen. Das führt bei meinen Kindern eigentlich immer zu Frust, Streit und Ärgereien – untereinander versteht sich. Das kann mehr oder weniger stark ausfallen – je nachdem, ob wir leichten oder lästigen Spielbesuch bei uns zu Hause haben.

Leichter Spielbesuch sind Kinder, die bei uns ankommen, mit den Jungs im Kinderzimmer oder Garten verschwinden und das Gespann nur zu mir kommt, wenn es Durst oder Hunger hat oder mal aufs Klo muss. Das klingt boshaft, ist es vielleicht auch, aber (1) mit drei Kindern habe ich tagtäglich schon genug zu tun und (2) Kinder sollten auch mal untereinander spielen und nicht immer das elterliche Bespaßungsprogramm in Anspruch nehmen müssen.
Witzigerweise schaffen das die Mädchen. Als ob sie die ersten Testosteron-Schübe unserer Jungs mildern, ja fast bezirzen können, werden sie in der Anwesenheit von Mädchen ruhig, spielen konzentriert und begeistert. Einfach wunderbar. Es gibt auch Jungs, mit denen meine Kinder tolle Spielnachmittage verbringen, allerdings kann ich die nur an drei Fingern abzählen.

Und damit leite ich zum eher lästigen Spielbesuch über: In der letzten Zeit habe ich oft beobachtet (gerade bei den Großen, also 6jährigen), dass unsere kleinen Besucher überhaupt nicht in der Lage waren, zu spielen. Und das, obwohl sich mein Großer wirklich darum bemüht hat, ein Spiel in Gang zu bringen: er präsentierte sämtliches Spielzeug oder schlug Spiele vor. Den ganzen Nachmittag kam nichts zwischen den Kindern zustande. Das überraschte mich, weil ich bisher angenommen hatte, dass Kinder immer irgendein Spiel für sich finden. Stattdessen hingen die Besuchs-Kinder an meinem Hosenbein und wichen mir nicht mehr von der Seite. Am besten noch mit dem Satz: „Was machst Du da?“ Ich: „Ich koche mir einen Tee.“ Das Kind: „Kann ich auch einen?“ Ich: „Ja klar, aber dann gehst Du wieder spielen.“ Das Kind bekommt den Tee, bleibt aber bei mir. Ich: „Willst Du nicht mit den Jungs spielen?“ Kind: „Nee.“ Ich: „Warum denn nicht?“ Kind: „Keine Lust.“ Die Folge: Ich habe einen anstrengenden Nachmittag und einen völlig frustrierten Sohn am Abend – gern auch mal vor Enttäuschung weinend. Komischerweise spielen diese Kinder mit meinem Sohn, wenn sie bei sich zu Hause sind, super miteinander.

Das hat mich so verwirrt, dass ich Ursachenforschung betrieben habe. Ich bin zwar zu keiner brauchbaren Lösung, jedoch zu einer Hypothese gekommen: Unser Haushalt ist nicht so mit Spielzeug ausgestattet, wie der anderer Kinder. Bei uns gibt es – meiner Meinung nach – genug zu spielen: unter anderem Lego duplo und Kleinlego, Eisenbahnsysteme, diverse Playmobil-Utensilien, Schleichtiere, Werkbank, Kinderküche, Gesellschaftsspiele etc. Damit muss ein Kind doch was anfangen können. Meine Kinder sind zwar auch manchmal uninspiriert, was ihr Spielen angeht, aber eigentlich brauchen sie gar nicht so viel – vielleicht mal einen ideenhaften Anstupser. Sie spielen gerne Rollenspiele. Sie schlüpfen in die Welten von Piraten, Wikingern, Cars Autos, Postboten, Köchen, Planes Flugzeugen, Bären- oder Hasenfamilien, Abenteurern, Forschern … Dafür brauchen sie nicht die zehnte Playmobil-Ritterburg (unser 150€-Modell steht seit Monaten unaufgebaut auf dem Schrank und wird nicht angefordert), sondern eher einen Kochtopf als Astronautenhelm. Wenn unser großer Sohn also bei seinen Freunden dem Spielzeug-Overload ausgesetzt ist (er berichtet gern davon: „Mama, ich habe gar kein richtig gutes Spielzeug!“), dann klappt das Spiel natürlich gut. Anders herum kann es dann aber gar nicht funktionieren. Wenn sie bei uns sind, ist diesen Kindern wahrscheinlich schlicht langweilig.

Eine weitere Hypothese kommt von der Cousine meines Mannes. Als ich mich neulich mit ihr über mein Problem unterhielt, sagte sie nur: „Du bist einfach zu nett.“ Da habe ich erst einmal gestutzt. Dann sagte sie noch: „Du musst den Kindern klipp und klar sagen, dass sie nicht bei Dir abhängen, sondern zu Deinen Kindern abdampfen sollen.“ Mag sein, dass sie recht hat. Aber das kann ich nicht, weil ich so nicht bin.

Hypothesen hin oder her. Bis ich der Sache auf den Grund gegangen bin, lautet meine Strategie: Meine Söhne dürfen die „Lästigen“ gerne bei sich zu Hause besuchen. Zu uns kommen bitte nur noch die, die mich entlasten. Ich will mich hier nicht als Kinderhasserin oder schlechte Gastgeberin hinstellen, aber diese Selektierung muss ich mir zum Schutze meines Seelenheils einfach erlauben.

Übrigens: Meine Schwester schützt ihr Seelenheil, indem sie ihren Kindern – sie hat auch drei – nur einen Spielbesuch pro Woche zugesteht. „Anders ertrage ich das nicht,“ sagt sie. Ich kann sie sehr gut verstehen.

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Das Wunschbuch

Bevor ich Mutter wurde, gehörte ich zu den Menschen, auf die man sich verlassen konnte: stets pünktlich, gut organisiert, jeden Geburtstag auf dem Zettel, fast keinen Gefallen ausschlagend … Kurz: total tolle Hirnleistung.

Seitdem ich aber meine drei Kinder ausgetragen habe, ist dieses spezielle „Ich-kann-mir-alles-Alltägliche-merken“-Hirnareal anscheinend auf ein Minimum geschrumpft: Was wollte ich eben nochmal holen? Ach Mist, der Geburtstag vom Schwiegervater war ja bereits vorgestern! Au weia, wir müssen dringend los, ich habe aber bisher nur die Hälfte eingepackt! Ach, hatte ich wirklich versprochen, Dir heute mein Bolero-Jäckchen für Deine Firmenfeier morgen auszuleihen? Sorry, das habe ich vergessen.

Es ist schrecklich, dieses ständige Vergessen. Und da unsere Jüngste nun auch schon über ein Jahr alt ist, kann ich es auch nicht mehr auf die Stilldemenz schieben. Sogar das Familien- inklusive Geburtstagskalender führen, hilft nicht wirklich.

In der Hoffnung, dass ich meinen alten Zustand irgendwann wiedererlange, bin ich neulich in einer Zeitschrift über eine tolle Idee gestolpert, wie man sich wenigstens die Wünsche seiner Lieben merken kann. Das ist ja auch immer so eine Sache. Kinder wünschen sich ja dauernd was, Ehemänner dagegen nur selten (meiner zumindest). Da ist es wichtig, die Masse bzw. die wenigen Dinge irgendwo zu vermerken. Damit sie im geeigneten Moment Ostern, Weihnachten, Geburtstag .. wieder präsent sind.

Die Idee heißt: Wunschbuch.
Man kauft einfach eine nett aussehende Kladde und eröffnet der Familie: „Ich habe eine Überraschung für Euch. Wir haben jetzt ein Wunschbuch. Da dürfen wir alle unsere Wünsche reinschreiben.“ Mein Mann: „Aha!“ Der Sechsjährige: „Wirklich jeden Wunsch?“ Ich: „Ja! Das heißt aber nicht, dass jeder Wunsch in Erfüllung geht. Nur, damit wir nichts vergessen.“ Der Vierjährige enttäuscht: „Und ich dachte, Du hast etwas Süßes für uns!“ Und die Einjährige: „Tsüss!“ (Einjährigen-Slang für „Tschüss“).

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Ehrlich gesagt, hatte ich mir die Reaktion meiner Familie etwas euphorischer vorgestellt. Aber jetzt gibt es das Buch. Und es liegt an einem Ort, wo jeder jederzeit dran kann: Auf der Ablage in der Küche.

Am ersten Tag der Existenz des Wunschbuches blieb es einfach liegen. Am Zweiten auch. Aber am dritten Tag konnte ich meinen Ältesten dabei beobachten, wie er heimlich an das Buch ging und etwas reinschrieb. Nachdem er das Buch wieder verschlossen und heimlich hingelegt hatte, war ich so neugierig, dass ich – ebenfalls heimlich – im Buch nachschaute.

Erwartet hatte ich so etwas wie: Lego Cars 2 Bohrinsel. Aber dort stand einfach nur in seiner süßen Krakelschrift: Urlaub.
Das unterschreibe ich sofort.

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Ist das noch normal?

Ich habe weder während meiner drei Schwangerschaften, noch in den Zeiten danach, viele Ratgeber oder „Mutter-Kind“-Bücher gelesen. Eigentlich habe ich von Anfang an versucht, auf mein Bauchgefühl zu hören. Und ich glaube, bislang hat das ganz gut funktioniert. Viele Ratgeber machen einen ja auch mehr verrückt und fördern die Verunsicherung, als das sie wirklich förderlich für das gute Gefühl der Mutter wären.

Nichtsdestotrotz gab und gibt es oft Momente in der Entwicklung meiner Kinder, wo ich mich gefragt habe und auch immer noch frage: „Ist das noch normal?“

Beispielsweise: Warum schreit das Baby immer abends zur gleichen Zeit? Wann hört das Mundeln auf? Wie lassen sich diese unglaublich intensiven Wutausbrüche unseres 4jährigen erklären? Warum sind Mädchen schneller trocken als Jungs? Was füttere ich meinem Kind ab welchem Lebensmonat? Ab wann dürfen Milchzähne ausfallen? ….

Immer, wenn mich solch eine Frage quält, schaue ich in einem sehr guten Buch nach. Es heißt „Babyjahre“ und ist von Remo H. Largo – einem Kinderarzt aus der Schweiz – geschrieben (erschienen im Piper-Verlag).

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Das Schöne an diesem Buch:
Es beschreibt den normalen Entwicklungsverlauf eines Kindes von seiner Geburt an bis zum vierten Lebensjahr. Und zwar thematisch kategorisiert: Beziehungsverhalten, Schreiverhalten, Schlafverhalten, Spielverhalten, Essen und Trinken, Motorik, Sprachentwicklung, Wachstum und Trocken und sauber werden.
Und: Es ist kein Erziehungsratgeber, das mir vorgibt, wie ich mit meinem Kind umzugehen habe, sondern vielmehr ein Nachschlagewerk, das mir das Verhalten meines Kindes erklärt bzw. mir aufzeigt, in welcher Spanne die Entwicklung meiner Kinder normal verläuft – oder eben nicht. Ganz wert- und vorurteilsfrei.

Ich bin mittlerweile so ein Freund von diesem Buch geworden, dass ich es zum Standardgeschenk für erstgebärende Freundinnen und Familienmitglieder gemacht habe. Es schenken ja sowieso alle immer nur dem Kind was. Neben fünf Spieluhren freuen sich die Eltern dann vielleicht auch mal über ein Geschenk für sie selbst.

20140618-214709-78429110.jpgMit dem gleichen Hintergedanken verschenkte ich neulich an meine frisch entbundene Schwägerin mein Lieblingsfamilienerk. Sie freute sich sehr darüber und sagte: „Ich liebe dieses Buch, aber leider haben wir das schon geschenkt bekommen.“ Ich entsetzt: „Von wem?“ Sie: „Von deinem anderen Schwager und seiner Frau. Die fanden Euer Buch auch so hilfreich, dass sie es uns auch geschenkt haben.“ Mit denen muss ich wohl noch ein Hühnchen rupfen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Auch wenn ich mir jetzt für meine liebe Schwägerin und ihren Mann ein neues Geschenk überlegen muss, sie besitzt dieses Buch. Das ist die Hauptsache. Denn mein abschließendes Urteil: Der Wälzer gehört in jedes Bücherregal – zumindest in das von jungen Familien. Wenn ihr es nicht schon besitzt, schaut in der Buchhandlung doch mal rein.

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„Ihr Großen habt keine Tränen mehr!“

Seit einigen Tagen schon, geht mir etwas nicht aus dem Kopf. Dazu folgender Hintergrund: Neulich las ich in dem Blog von Rike Drust „Muttergefühle. Gesamtausgabe“ von einer verzweifelten Mutter, die von ihrer 3jährigen Tochter gehauen, gebissen und an den Haaren gezogen wird. Gerne wohl auch in aller Öffentlichkeit. Die Mutter schilderte ihre Ratlosigkeit und dass sie den Tränen nah sei, wenn ihre Tochter das tue. Sie bat das Plenum um helfende Ratschläge.

Zwei Dinge fielen mir unter den Kommentaren auf:
1. Die meisten Tipps liefen darauf hinaus, die Machtstellung der Eltern klar zu machen: ins Zimmer sperren, das Kind ignorieren bzw. stehen lassen, ja sogar zurückhauen, -kratzen, -beißen, -an den Haaren ziehen.

2. Nur Wenige rieten der Mutter, sich auf Augenhöhe mit dem Kind zu begeben und es nach der Ursache für sein Handeln zu fragen bzw. ihm aus der Wut und dem Machtkampf herauszuhelfen.

Die Tipps der zweiten Kategorie befürworte ich. Dennoch frage ich mich, ob es nicht manchmal auch hilfreich sein kann, das Verhalten des Kindes zu ändern, indem man ihm zeigt, wie enttäuscht und traurig man von seinem Verhalten ist.

Als Fundierung dieser These zwei Geschichten, die ich am eigenen Leib erfahren habe:

Die Erste: Als ich vierzehn Jahre alt war und meine Pubertät mich zu einer frechen, zickigen Lügnerin machte, gaukelte ich – nach vielen anderen unerlaubten Vergehen – meinen Eltern vor, ich würde bei einer Freundin übernachten. Das tat ich auch. Das kleine Detail mit der Party im Nachbarort, die wir besuchen würden, habe ich natürlich ausgelassen. Aber irgendwie kommt ja immer alles raus. Mitten auf der Party klingelt es plötzlich und mein Vater steht vor der Tür. Er sagt nichts, schaut mir nur in die Augen. Ich gehe mit. Im Auto sagt er kein Wort. Zu Hause sagt er kein Wort. Er bringt mich ins Wohnzimmer, wo meine Mutter bereits am Esstisch wartet und bedeutet mir, Platz zu nehmen. Er sagt immernoch kein Wort. Er setzt sich selbst an einen Platz und schaut mich an. Sagt nichts, schaut nur. Und dann sehe ich plötzlich, wie Tränen über seine Wangen laufen. Mein Vater weinte vor meinen Augen. Und da war mir sofort klar – ohne Worte, ohne Machtdemonstration, ohne Wegsperren, ohne Gewalt – ich bin zu weit gegangen. Und meine Eltern waren so enttäuscht von mir, sie waren einfach nur noch ratlos. Ungelogen: Seit diesem Moment habe ich keinen pubertären Mist mehr gemacht. Und als ich ihr Vertrauen wieder gewonnen hatte (ich gebe zu, das hat seine Zeit gedauert), durfte ich auch auf die Parties meiner Freunde gehen.

Die Zweite: Als unser Ältester circa vier Jahre alt war – sein Bruder also zwei – hat er mich mal schier zur Weißglut getrieben. Dabei ging es um so etwas Banales wie Schlafanzug anziehen. Er hat einfach nicht gehört, ist durchs Zimmer getobt, ist auf mich drauf gesprungen … er war einfach superätzend drauf. In dem Moment hätte ich echt ausflippen können. Aber – und das habe ich, glaube ich, schon einmal geschrieben – Druck erzeugt bei meinen Kindern ganz oft Gegendruck. Soll heißen: sie werden noch schlimmer. Da kommt man mit Machtgehabe nicht weiter. Außerdem war ich an diesem Tag so müde, ich konnte einfach nicht mehr. Also bin ich mitten im Zimmer – ohne jeden strategischen Hintergedanken – kraftlos auf die Knie gefallen. Und habe gesagt: „Ich kann nicht mehr. Wenn Du so weiter machst, macht mich das so traurig, dass ich weinen muss.“ Und da antwortet mein vierjähriger Sohn verwundert: „Aber Mama, Du kannst doch gar nicht weinen. Ihr Großen habt doch gar keine Tränen mehr!“ Und da fiel mir auf, dass meine Kinder wahrscheinlich noch nie in ihrem Leben einen weinenden Erwachsenen gesehen haben. Das ging mir so nah, dass es das Fass zum überlaufen brachte. Also saß ich weinend und niedergesunken im Zimmer meines Sohnes und was passierte? Mein Sohn wurde plötzlich ruhig, kam zu mir, setzte sich auf meinen Schoß und streichelte meine Wange. Er sagte nichts, sondern tröstete mich einfach. Das Schlafanzuganziehen und ins Bett bringen, ging danach wie von selbst. Ohne, dass wir noch einmal über sein Verhalten reden mussten.

Was ich damit sagen will: Ich glaube schon daran, dass man Kindern Regeln und Grenzen setzen muss. Und das konsequent. Aber bitte nicht über den Machthebel. Eltern müssen nicht immer die Stärkeren sein, die Gewinner über diese kleinen Wesen. Denn damit wird das elterliche Verhalten für das Kind nur salonfähig gemacht. Dazu fällt mir dieser Spruch ein: „Was Du willst, das man Dir tu, das füge keinem anderen zu.“ Wem dieser Wert wichtig ist, sollte ihn seinen Kindern auch vorleben.

Um den Kreis wieder zu schließen: Vielleicht hätte es der ratsuchenden Mutter geholfen, wenn sie den Mut gehabt hätte, in der Öffentlichkeit und – vor den Augen der gewalttätigen Tochter – die Tränen laufen zu lassen, die ja sowieso schon da waren. Nicht, um Schwäche zu zeigen oder Überforderung, sondern ihrer Trauer und Enttäuschung Ausdruck zu verleihen. Einen Versuch wäre es jedenfalls wert.

#strategieneinermutter

Gegen die kulinarische Frustration

Würstchen mit Bratkartoffeln, Fisch mit Kartoffelbrei, Nudeln mit Gehacktessoße, Reis mit Klopsen … Das alles seit sechs Jahren immer wieder kochen und essen zu müssen hängt mir so zum Hals raus. Ich kann es anders gar nicht sagen:
Ich bin kulinarisch frustriert!
Kinderessen ist ja schön und gut. Weil man weiß, man macht den Kleinen damit eine Freude. Und man hat die Sicherheit, dass sie sich zufrieden und satt essen. Aber man selbst bleibt dabei echt auf der Strecke – was die Gaumenfreuden angeht.

Ach, wie sehne ich mich nach den alten Zeiten, in denen ich als Hobbyköchin Leckereien wie Schweinefilet mit Kräuterkruste, Involtini, Bandnudeln mit Waldpilzen oder Lammragout zubereitet habe. Auch wenn meine Kinder all diese Köstlichkeiten ablehnen (sie probieren nicht einmal), hat mein ältester Sohn sogar mal zu mir gesagt: „Mama, Du hättest besser Koch werden sollen.“ Er lobte zwar damit „nur“ meine Nudeln mit Butter, aber es war doch ein schönes Kompliment.

So gerne ich wieder öfter „gehobenere“ Küche machen würde, ich komme ja gar nicht mehr dazu. Oder besser gesagt: ich habe momentan weder die Zeit, noch die Kraft und Muße, mich abends nochmal in die Küche zu stellen.

Zwei kleine Lichtblicke haben mir jedoch neulich meine besten Freundinnen verschafft. Und das unabhängig voneinander: Während mein Mann den Babysitter machte, lud mich die eine Freundin zum gemeinsamen kochen zu sich nach Hause ein. Wir machten gebackene Forellen mit Salat. Und danach sind wir pappsatt auf ihr Sofa geplumpst und haben den Abend gemütlich ausklingen lassen.
Die andere Freundin war letztens für ein paar Tage zu Besuch (wir sehen uns circa zweimal im Jahr). Als ich ihr mein Leid klagte, sagte sie so etwas wie: „Ich wollte Dich eh am Samstag ausführen und zum Essen einladen.“ Und ich war ihr so dankbar. Also reservierte sie uns einen Tisch in einem kleinen, aber feinen Tapas-Restaurant und wir hatten es richtig schön. Wir saßen bei Wein und saftiger Entenbrust auf Avocadocréme, feurig gewürzten Garnelen, interessant gewürztem Oktopus, knusprig gegrillten Sardinen und und und … und quatschten und lachten und waren am Ende vollgegessen und die letzten Gäste.

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Diese Abende haben nicht nur meiner kulinarischen Frustration entgegengewirkt, sondern waren für mich die vollkommensten Abende seit Langem. So unbedarft und schwerelos wie es früher mit uns Mädels war. Ich hatte vergessen, wie sehr mir das fehlt. Drum leide ich jetzt unter einem weiteren Syndrom: Soziale Dekompensation. Die werde ich als nächstes verschärft therapieren.

#strategieneinermutter