Rednaxela, Eniluap oder Sanoj

Diese Strategie ist nicht neu in meinem Repertoire-Schatzkästchen, aber auf meinem Weg zu mehr Gelassenheit habe ich sie wieder hervorgeholt. Und will sie hier gerne teilen, weil sie sehr plakativ und für Kinder leicht nachzuvollziehen ist.

Meine Erfahrung ist: Wenn Kinder im Alltag „quer gehen“, gibt es meistens drei Ursachen dafür: Hunger, Müdigkeit oder Langeweile. Sicherlich gibt es noch weitere (z.B. jedwede Art von Stress), die vorherigen sind jedoch – zumindest bei meinen Kindern – die häufigsten.

Wenn ich in solchen „Quergänger“-Situationen vor mich hinsage: „Er hat halt Hunger.“ sagt mein Mann oft: „Das ist aber doch keine Entschuldigung.“ Da hat er recht. Aber es ist zumindest ein Ansatz für eine Erklärung.

Ich kenne das auch von mir selbst: Wenn ich hungrig, müde oder gelangweilt bin, bekomme ich auch schlechte Laune, werde meckerig und nerve bestimmt auch rum. Kurz: Ich bin in solchen Momenten einfach nicht ich selbst. Den Kindern geht es da wahrscheinlich nicht anders.

Ich wollte den Kindern gerne ein Zeichen geben, wenn sie ihre „andere“ Seite ausleben. Kein Unterbinden des Verhaltens, einfach nur ihr Bewusstsein dafür schärfen, wie sie sich in diesen Momenten verhalten. Also habe ich versucht, diesem „dunklen“ Teil der Persönlichkeit einen Namen zu geben.

Das kam so: Eines Abends saßen wir beim Essen und versuchten, unsere Namen rückwärts aufzusagen. Aus Mascha wurde zum Beispiel „Achsam“. Aus Alexander wurde „Rednaxela“, aus Pauline „Eniluap“ und aus Jonas wurde „Sanoj“ (Kinder-Namen von der Autorin geändert ;-)).

Was fällt auf?

Genau: Rückwärts gelesen klingen die meisten Namen holprig, kantig und irgendwie auch ein bisschen „quer“.

Und was als Spaß begann, wurde zu einer einfachen Idee. Wenn wir also wieder eine Quergänger-Situation zu Hause hatten, sagte ich nur: „Da ist ja der Sanoj? Wo hast Du denn den Jonas gelassen?“ Oder „Schick’ jetzt mal die Eniluap weg und hole die Pauline wieder. Die ist doch viel netter.“

Drei Effekte:

  1. Ablenkungs-Manöver.
    Die Quergänger-Situation wird für einen kurzen Moment durchbrochen. Die Kinder werden sanft aus der Situation genommen.
  1. Schärfung des Bewusstseins.
    Die Kinder lernen, dass es ganz normal ist, unterschiedliche Persönlichkeits-Facetten zu haben. Und dass auch die „dunkle“ Seite zum eigenen Charakter und Mensch sein dazugehört. Denn sie ist ganz nah mit dem eigenen Namen verknüpft.
  1. Respektvolles Signal.
    Die Kinder bekommen ein klares Zeichen dafür, dass die andere Seite der Persönlichkeit von uns zwar respektiert, aber nicht unbedingt akzeptiert wird.

Und das alles ohne Vorwürfe, ohne Ansage, ohne Gemecker.

Einmal ging unser Mittlerer nach einer Quergänger-Situation mit „Name rückwärts“-Hinweis zur Haustür, öffnete sie, ging einmal raus, kam wieder rein, schloss die Tür, lief zu mir und rief: „Ich habe den Rednaxela vor die Tür gestellt. Der kommt hier heute nicht mehr rein.“ Und für den Rest des Tages war er sehr friedlich und zufrieden.

Ich bin keine Psychologin, aber vielleicht entlastet es das Kind auch, wenn es weiß, es kann einen Teil des Ichs auch mal aktiv wegschicken.

Mein Tipp: Einfach mal ausprobieren.

Ein Manko hat die Sache leider: Bei Kindern mit Namen Anna oder Otto könnten obige Effekte ausbleiben.

Von allem das Gegenteil

Heute beim Abendessen eröffnete unser Mittlerer: „Ich sage von allem jetzt nur noch das Gegenteil!“ Wir nahmen die Herausforderung an. Mein Mann fragte: „Möchtest Du noch mehr Fisch?“ Er: „Auf keinen Fall!“ und hielt ihm grinsend den leeren Teller hin. Wir lachten und er bekam noch ein Fischfilet aufgeladen.

Unser Großer stieg mit einem breiten Grinsen ein: „Ich möchte heute auf gar keinen Fall einen Nachtisch haben.“ Wir lachten alle. Und es wurde nach dem Essen für jeden etwas Schokoloade ausgeteilt. Zwischendurch erfanden wir lustige Gegenteil-Sätze und -Situationen. Es war insgesamt eine sehr fröhliche Abendbrot-Runde.

Mein Mann und ich erkannten das Potenzial des Spiels. Er sagte nach dem Essen: „Ich möchte bitte, dass Ihr jetzt auf gar keinen Fall Zähne putzen geht. Und ich verbiete Euch, danach ins Bett zu gehen.“ Große Lacher auf allen Seiten.

Die Jungs rannten nach oben: „Okay Papa, wir gehen jetzt nicht die Zähne putzen.“ Sie verschwanden im Badezimmer. Dies übrigens ganz zu meiner Verwunderung, denn das passiert sonst nie freiwillig.

Weil es noch etwas Zeit bis zum Schlafen gehen war, wurde kurzerhand noch eine Lego-Bobbahn aufgebaut. Das machte die Stimmung noch besser. (Weil die Bobbahn wirklich spektakulär ist und viel Spielspaß bringt, hier ein Foto von dem Bauwerk. Die „Bobs“ kriegen wirklich Speed! Also falls vorhanden, Nachbauen sehr empfehlenswert!).

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Die Jungs hielten das Spiel die ganze Zeit durch. Unser Großer: „Bringt Ihr mich jetzt ins Bett? Bitte !“ Wieder Lacher auf allen Seiten. Mein Mann: „Auf gar keinen Fall.“ Und schmunzelte.

Dann sagte aber die Kleine: „Mama, ich bin jetzt müde. Bringst Du mich ins Bett?“ Die Jungs: „Na dann: Schlechten Morgen!“ Lacher! Und sie in ihrer Unbedarftheit einer Dreijährigen: „Nee, das heißt Gute Nacht!“

Am Ende lagen alle friedlich und zufrieden im Bett und sind ganz schnell und selig eingeschlafen. Ich kann mich nicht erinnern, wann das Zubettgehen so diskussionsfrei und lustig von statten gegangen ist.

Auf dem Weg wieder zu mehr Gelassenheit hier mein erstes Learning: Auf die „Spielchen“ der Kinder einzugehen kann Alltagssituationen sehr vereinfachen.

Der Putztag

Ich kann mich sehr gut daran erinnern, wie meine Schwestern und ich als Schulkinder von meinen Eltern in die Pflicht genommen wurden im Haushalt mitzuhelfen: Schulbrote selber schmieren, Geschirrspüler abwechselnd ausräumen, Müll rausbringen, Dreckwäsche in die Waschküche bringen, später dann auch Wäsche zusammenlegen, bügeln, Bäder und eigene Zimmer putzen.

Ich fand das damals ziemlich ätzend und ich habe meine Eltern dafür verabscheut. Heute aber, wo ich selbst drei Kinder habe, verstehe ich den Hintergrund: Meine Eltern wollten uns beibringen, später selbst mit all dem klarzukommen. Sie wollten uns zeigen, dass sich die ganze Arbeit nicht von alleine macht. Und vor allem wollten sie uns deutlich machen, dass eine Familie zu sein bedeutet, dass jeder seinen Teil dazu beiträgt. Alle müssen mit anpacken. Sonst funktioniert das System nicht.

Wie oft bemerke ich bei meinen Kindern – na gut, sie sind noch recht jung – wie selbstverständlich sie immer alles hinnehmen. Die Klamotten sind immer gewaschen, der Tisch immer gedeckt, das Haus (relativ) sauber… Und wenn man sie dann mal bittet, das herumliegende Spielzeug in das zugehörige Zimmer zu bringen, bekommt man nur Gemecker und Getöse als Antwort. Sie verstehen es halt nicht. Ich habe es damals ja auch nicht verstanden.

Trotzdem wollten wir, dass unsere Kinder sich stärker im Haushalt beteiligen. Wir haben ihnen erklärt: „Wir brauchen Eure Hilfe!“ Und helfen tun Kinder nun wirklich gerne. Wir haben den Putztag ins Leben gerufen. „An diesem Tag räumt ihr eigenständig Eure Zimmer auf, saugt den Fußboden und alle zwei Wochen wischt ihr in Eurem Zimmer Staub.“ Da haben die Kinder erst einmal blöd geguckt. Als sie dann aber gesehen haben, dass Mama und Papa auch putzen, haben sie tatkräftig mit angepackt. Sogar die Kleine hat mit Leidenschaft den Staubsauger geschwungen.

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Mittlerweile haben wir die Aufgaben ausgeweitet: Nach jedem Essen räumen die Kinder ihre eigenen Teller in die Spülmaschine, ab und zu helfen sie beim Tisch decken und Spülmaschine ausräumen. Der Große bringt sogar den Müll in die Tonne und hilft ja auch freiwillig gerne beim Kochen (nachzulesen in Kleine Küchenassistenten).

Die Kinder finden ihre Aufgaben zwar genauso ätzend wie ich damals. Aber sie machen es, wenn man sie darum bittet. So wie ich damals auch.

Und hoffentlich verstehen sie dann auch irgendwann einmal unsere Hintergründe, wenn sie mal auf eigenen Beinen stehen oder eigene Kinder haben. Ich habe die Hoffnung, dass sie dann vielleicht ein kleines bisschen Dankbarkeit verspüren. So blöd das klingt, aber im Grunde bin ich heute meinen Eltern auch ein kleines bisschen dankbar für ihre damalige Vehemenz. Danke Mama und Papa, ich habe es jetzt endlich verstanden.

„Ich lese mich müde!“

Neulich: Unsere Kinder lagen schon längst im Bett und schliefen. Dachten wir. Denn als mein Mann einmal kurz in die „Schlafetage“ ging, um etwas zu holen, sah er noch Licht im Zimmer unseres Ältesten (8). Er schaute kurz rein. Und da lag unser Großer wach im Bett und las in einem Buch.

Mein Mann: „Warum liest Du denn noch? Ich dachte, Du schläfst.“ Er antwortete: „Ich lese mich müde!“ Da musste mein Mann schmunzeln und sagte: „Okay, aber dann machst Du selbständig das Licht aus und schläfst dann auch bald.“ Nuschelige Antwort: „Ist gut.“ Er durfte in Ruhe weiterlesen.

Da sich unser Großer schon immer mit dem Einschlafen schwer getan hat (siehe auch Die Einschlafregel mit Einschlafhilfe), finde ich seine eigene Strategie des sich „Müdelesens“ gut. Im Grunde machen wir Erwachsenen ja nichts anderes, wenn wir abends noch ein Kapitel im Bett lesen. Je nach Spannungsgrad des Buches passiert es mir regelmäßig, dass mir schon nach einer halben Seite die Augen zufallen. Eine sehr wirksame Methode, um abends runter zu kommen.

Und für unseren Sohn ist das gleich in dreierlei Hinsicht eine Win-Situation: 1. Er wird so müde, dass er in Ruhe einschlafen kann. 2. Er nutzt das Recht des Ältesten: noch etwas länger wach bleiben zu dürfen. Und 3. Er übt lesen. Und das ganz ohne Zwang und aus eigenem Antrieb.

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Und für uns Eltern? Wir können auch nur gewinnen. Denn seitdem er sich „müde liest“ haben die ständigen „Mama, ich kann nicht einschlafen“-Rufe aprubt aufgehört. Tja, wenn Kinder ihre eigenen Strategien entwickeln, sind sie meist am Wirkungsvollsten …

 

Kreative Kerzenrest-Verwertung

Kennt Ihr das auch? Die Feiertage sind vorbei? Weihnachtsbaum und Adventskranz abgebaut und entsorgt. Übrig bleiben nur diese vielen Kerzenstümpfe. Normalerweise schmeiße ich sie dann nicht weg, sondern drapiere sie nett in ein Glas oder auf ein Brett und lasse sie nach und nach abbrennen.

Neulich aber ist mir wieder eine Bastelidee in den Sinn gekommen, die ich in meiner Kindheit bereits gerne gemacht habe:
Fensterbilder aus Kerzenwachs.

Und das habe ich mit meinen Jungs dann auch gleich gemacht. Dieses Mal allerdings mit Resten von Geburtstagskerzen.

Und das geht so:
Zunächst ein Porzellan- oder Glasschälchen zur Hälfte mit Wasser füllen. Dann alle Kerzenstümpfe (schön, wenn sie bunt sind) bereit legen, ein Teelicht anzünden und schon kann es losgehen.
Einen Kerzenstumpf am Teelicht entzünden, und waagerecht über die mit Wasser gefüllte Schüssel halten, so dass der Wachs ins Wasser tropfen kann. Das macht man so lange, bis die Schüssel ausgefüllt ist und alle Tropfen sich fest miteinander verbunden haben. Zur zusätzlichen Stabilisierung kann man am Ende auch mit einer weißen Kerze noch eine zusätzliche Wachsschicht darauf träufeln lassen.

Ist der Kreateur mit seinem Fensterbild zufrieden, vorsichtig aus der Schüssel holen, ein Band durchziehen und am Fenster aufhängen!

Kindern macht das ganz viel Spaß, weil sie mit Feuer „spielen“ dürfen. Und Eltern macht es ganz viel Spaß, weil die Kinder ruhig und konzentriert am Tisch sitzen. Das Fensterbild-Tropfen dauert nämlich eine Weile. Herrlich !!!

Kleiner Tipp: Diese Fensterbilder sollten Kinder nicht ohne elterliche Aufsicht und nur ab ca. 6 Jahren machen. Verbrennungs- und Brandgefahr!

Und noch ein Tipp: Wenn die Fensterbilder aus Kerzenwachs zerbrechen sollten, kann man sie mit dem gleichen System ganz schnell wieder flicken.

Und noch etwas in eigener Sache: Wer sich übrigens wundert, warum „Strategien einer Mutter“ plötzlich farblich etwas anders aussieht, hier der Grund: Ich bin in eine WordPress-Falle getappt. Bitte entschuldigt dies für eine gewisse Zeit, bald soll mein Blog sowieso in neuem Glanz erstrahlen ! Ich freue mich drauf, Ihr hoffentlich auch!

Zwei effektive Urlaubstipps

Heute zwei kurze und schnelle Tipps aus dem Urlaub:

1. Kleinkinder vom Pool fernhalten.

Vor ein paar Jahren ist unser mittlerer Sohn – damals zwei Jahre – beim Gießkanne auffüllen in den Pool geplumpst. Zum Glück saß ich direkt daneben, so dass ich ihn gerade noch am Bein erwischen und wieder rausziehen konnte. Der Schreck saß aber tief. Bei uns allen.

Weil unsere Kleine nun auch wieder dieses Alter erreicht hat, habe ich mir für dieses Jahr einen Trick überlegt: Ich habe ein kleines Planschbecken mit in den Urlaub genommen und dies im Poolbereich aufgebaut. Bestückt mit ein bisschen Spielzeug oder Kochtöpfen etc. ist die Gummi-Pool-Variante eine adäquate Planschalternative.   

So können wir die Zeit am Pool einigermaßen beruhigt angehen. Und wenn die Kleine auch mal in den Pool will, kann sie zusammen mit Mama oder Papa gehen. Dennoch, unsere Grundsatzregel lautet: In den Poolbereich dürfen die Kinder nur, wenn einer von uns dabei ist. Denn aus den Augen lassen wir die Kids aus Sicherheitsgründen am Wasser nicht. Auch nicht die Großen!

2. Wespen vom Essen fernhalten.

Dieses Jahr haben wir im Urlaub sehr, sehr, sehr viele Wespen. Da macht das Essen draußen keinen Spaß. Kaum stehen die Teller auf dem Tisch, summt und brummt, schwirrt und sirrt es um uns herum. Das nervt. Wir haben uns aber nicht entmutigen lassen, sondern bedienen uns eines altbewährten und sehr effektiven Hilfsmittels: Wir brennen Kaffeepulver in einer feuerfesten Form (z.B. Bratpfanne) ab. 

 Eigentlich brennt der Kaffee nicht wirklich, sondern schwelt und raucht eher so vor sich hin. Die Wespen mögen anscheinend den Rauch und Kaffeegeruch nicht und bleiben dem Essen fern. Wenn man zusätzlich alle – von Wespen beliebten – Platten oder Töpfe mit Folie oder Deckel abdeckt, ist das sehr wirksam. Einziger Nachteil: An die Rauchentwicklung samt „Duft“ müssen wir Menschen uns auch erst einmal gewöhnen.

Welche Urlaubstipps habt Ihr so parat?

#strategieneinermutter

Das Freitagskino

Keine große Sache, schnell erzählt:
Rund um Ostern hatte sich bei uns das Ritual eingeschlichen, dass die Kinder jeden Abend „Sandmännchen“ (für die Kleine) und danach „Wickie“ (für die Großen) glotzen durften. Über die Feiertage war das nett. Als wir aber wieder im Alltag steckten, fragten mich die Kinder schon morgens, mittags, nachmittags, ob sie abends „Wickie“ gucken dürften. Was dazu führte, dass sie zwar in Nullkommanichts die Schlafanzüge anhatten, aber im Gegenzug kaum zu Abend aßen. Oder sie schlangen ihr Essen runter wie die Irren: „Wir dürfen Wickie nicht verpassen“. Dass die Glotze ab sofort unseren Alltag bestimmen sollte, hat mich kolossal genervt.

Um den Glotzkonsum einzudämmen, haben wir dann ein neues Ritual geschaffen – das Freitagskino.
Jeden Freitag setzt sich die Familie am frühen Abend vor den Fernseher und die Kinder dürfen sich einen richtigen Film aussuchen. Immer öfter auch gepaart mit einem Ausnahme-Abendbrot. Momentan glotzen wir abwechselnd Ice Age I-IV, was für uns Eltern auf Dauer durchaus etwas zermürbend ist. Aber die Kinder lieben diese Filme. Weswegen wir auch gleich die „Mammut“-Box erstehen mussten.

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An den anderen Tagen bleibt der Fernseher einfach aus. Es gibt kein Generve und keine Diskussionen. Ich kann mich wieder einmal auf die Regel berufen. Und auf ein einigermaßen normales Abendessen freuen.

Und die Kinder? Die freuen sich schon am Samstag auf den nächsten Freitag. Ob sie heute – bei dem schönen Wetter – ihr Freitagskino einfordern werden? Bestimmt. Aber dann werden wir den Zeitpunkt vielleicht etwas nach hinten verlagern, um die Sonne noch lang genug genießen zu können.

Und das möchte ich Euch hiermit auch wünschen: ein schönes Wochenende! Mit Wärme auf der Haut und viel Sonne im Herzen !

#strategieneinermutter

Begegnung mit dem inneren Schweinehund

Unser Ältester lebt nach dem Motto: „Wenn es anstrengend wird, lass’ ich es einfach.“ Er begibt sich also in Sachen Lernen gerne in eine Komfortzone. Das ist das optimale Gefühl zwischen Anstrengung und Entspannung. Würde ich theoretisch auch so machen. Das Problem ist nur: In der Praxis lässt sich das Prinzip nicht so einfach durchziehen.

In der Schule gibt es für ihn nun Aufgaben, die „ich schon kann“ und Aufgaben, die „sind zu schwer, kann ich nicht.“ Im Komfortzonen-Modus lässt unser Sohn beide Gruppen einfach liegen. Warum? Na, das eine ist „Baby-Eier-leicht“ und das andere „zu kompliziert“. Was nun dazu führt, dass der Berg an nicht gemachten Aufgaben wächst und wächst. Vor allem in Mathe.

Letzte Woche lag er abends im Bett und berichtete mir unter Bauchschmerzen von dem Mathe-Berg. Und dass seine Lehrerin sagt, er sei zu langsam.

Ich habe ihm genau zugehört. Aus seinem Bericht konnte ich lesen, dass der Mathe-Berg mittlerweile so groß geworden ist, dass er keinen Ausweg mehr sah, ihn allein in der Schule zu bewältigen. Das machte ihm Angst. Angst vor dem Berg und Angst vor der Lehrerin. Beides zeigte sich in schrecklichen Bauchschmerzen. Total nachvollziehbar.

Ich fragte ihn: „ Kennst Du den inneren Schweinehund?“ Er bekam große Augen und sagte: „Nein!“ Also habe ich ihm von dem Tier erzählt, das halb Schwein und halb Hund ist und gleichzeitig bellen und grunzen kann. Da musste er schon wieder lachen. Ich erzählte weiter: „Der innere Schweinehund ist wirklich hundsgemein. Er kommt immer dann, wenn man nicht so richtig Lust auf etwas hat. Und erst, wenn man gar keine andere Wahl mehr hat, dann muss man ihn überwinden und die Dinge dann eben doch machen. Auch wenn die Unlust noch so groß ist. Spürst Du auch so einen inneren Schweinehund?“ Er: „Ja: meiner ist gaaanz groß.“ Ich: „Ja. Und zwar so groß, dass er Dir Bauchschmerzen macht. Willst Du den inneren Schweinehund wieder loswerden? Er freudestrahlend: „Ja!“

Und dann haben wir einen Plan entwickelt: Zunächst sollte er zum Wochenende seinen Matheaufgaben-Berg mit nach Hause bringen. Damit ich sehen konnte: Wieviel ist das? Was ist das für Stoff? Ist das wirklich zu schwer für ihn?

Es stellte sich heraus: Der Berg war wirklich riesig. Die Aufgaben waren altersgerecht. Es hatte sich einfach nur unglaublich viel angesammelt. Also haben wir den Berg in drei gleichgroße Teile geteilt und an jedem Tag des Wochenendes ein Drittel des Berges abgearbeitet. Besser: er hat gearbeitet und ich saß daneben. Nur, wenn er nicht weiterwusste, habe ich ihm geholfen. Und man sah: mein Sohn hatte sogar Spaß daran. Er war sogar sehr dankbar und einfach nur erleichtert.

Am Montag ging unser Sohn – nun auf dem gleichen Stand wie seine Mitschüler – freudestrahlend in die Schule. Im Gepäck die ausgefüllten Arbeitsblätter, aber keinen Mathe-Berg mehr. Als ich ihn am Schultor verabschiedete zog er mich zu sich runter und flüsterte mir ins Ohr: „Den Mathe-Berg lasse ich nicht mehr so groß werden. Das habe ich mir fest vorgenommen.“ Ich fragte: „ Und was macht Dein innerer Schweinehund?“ Er: „Och, der ist weg.“ Küsst mich auf den Mund, dreht sich um und stolziert zur Klasse.

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Wir werden sehen.

#strategieneinermutter

Kleine Naturforscher

Neulich am Wochenende war es trüb und grau. Unsere Kinder gehen dann eher nicht gern aus dem Haus. Wir Eltern wollten aber gern raus aus der Stadt, ins Grüne und ein bisschen frische Luft schnappen. Und Ruhe genießen. Weil wir wussten, dass wir auf ein euphorisches „Los Kinder, lasst uns in den Wald fahren!“ nur ein müdes „Och nööööö!“ oder „Ich will lieber zu Hause bleiben!“ ernten würden, sind wir die Sache gleich spielerisch angegangen.

Schon beim Frühstück eröffneten wir: „Heute gehen wir auf eine Expedition!“ Sechs große Augen schauen uns an. Und gleich die aufgeregte Frage: „Was machen wir denn?“ Papa antwortet: „Wir fahren in den Wald und erforschen die Natur.“ Die Kinder: „Juchuhhhh!“ Und dann gleich: „Wie machen wir das denn?“ Ich: „Na ja, wir gehen auf Spurensuche von Tieren oder versuchen Pflanzen und Pilze zu bestimmen.“ Unser Großer sogleich: „Da können wir auch Vögel beobachten. Ich nehme mein Fernglas mit.“ Und der Mittlere: „Dürfen wir auch unsere Schnitzmesser einpacken?“ Wir: „Na klar, alles was man als Naturforscher so braucht, müssen wir einpacken.“ Und der Mittlere wieder: „Und Proviant brauchen wir auch.“ Natürlich.

Also haben wir nach dem Frühstück alles zusammengepackt: den Naturführer zum Pflanzen und Pilze bestimmen, die Schnitzmesser, das Fernglas und jede Menge Essen und Trinken. Und weil es so trüb und grau und kalt draußen war, haben wir uns richtig matsch- und wetterfest angezogen und sind in den Wald gefahren.

Wenn unsere Kinder in einer abenteuerlichen Geschichte stecken, sind sie nicht mehr zu bremsen. Sie nehmen ihren Job als Naturforscher sehr ernst: jeder Stock wird umgedreht (und angeschnitzt), jeder Pilz auf Herz und Nieren geprüft, jede Höhle inspiziert, bei jedem abgesägten Baum das Alter bestimmt, jeder Käfer untersucht…

An solchen Tagen kommt man zwar – rein streckenmäßig – nicht weit, aber es macht ganz viel Spaß. Zu sehen, wie die Kinder aufblühen. Wie zufrieden sie sind. Kein Meckern und kein Jammern. Kein „Ich kann nicht mehr!“ oder „Wann fahren wir wieder nach Hause?“ Der Weg ist das Ziel. Und die Kinder machen sich die Natur zu eigen. Und dann erntet man als Eltern auch mal dank. Im Auto hörten wir: „Das war ein richtig toller Tag!“ Ja, das fanden wir auch.

#strategieneinermutter

Von freundlichen Giraffen

Unser Zweitgeborener gehört zu den etwas temperamentvolleren Kalibern. „Typisch Sandwichkind“ höre ich des öfteren. Oder: „Der muss seine Rolle finden.“ Mag sein. Allerdings war er auch schon so, bevor seine kleine Schwester auf der Welt war. „Typisch Zweitgeborener“ könnte man jetzt dazu sagen. Ehrlich gesagt: es ist mir egal.

In den fünf Jahren seines bisherigen Lebens habe ich viele Anläufe gemacht, um meinem Sohn beizubringen, vernünftiger und rücksichtsvoller zu werden. Doch neulich habe ich gelernt, dass ich ihn gar nicht „ändern“ kann. Folgende Situation: Er hat im Kindergarten ein Kind so doll geärgert, dass es sich am Folgetag weigerte, in die Einrichtung zu kommen. Als ich ihm den Sachverhalt erklärte und meinen Vortrag mit dem Satz schloss: „Wenn Du weiter die Kinder ärgerst, will vielleicht bald keiner mehr mit Dir spielen! Kannst Du das nicht einfach lassen?“ Er antwortete darauf prompt: „Nein. Kann ich nicht!“ Ich verwundert: „Warum denn nicht?“ Er: „Weil ärgern einfach viel zu viel Spaß macht.“ Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: es ist sein Spiel, seine Persönlichkeit, sein Charakter. Er ist, wie er ist. Und er kann und will sein Verhalten gar nicht ändern. Denn er ist damit glücklich. Er ist mit sich im Reinen.

Seitdem hat sich meine Sicht auf mein Kind noch einmal erheblich geändert. Ich verstehe sein Verhalten in manchen Situationen besser. Er wird wahrscheinlich immer etwas rabaukig bleiben. Deswegen liebe ich ihn ja nicht weniger. 

Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass er lernen sollte, wie man als höflicher und freundlicher Mensch seiner Umwelt begegnet. Zuerst haben wir immer erstmal auf seine Rüpeleien mit Sanktionen reagiert. Aber das hat – wie zu erwarten – überhaupt nichts geholfen. Hier gilt wieder der Satz: Druck erzeugt Gegendruck. 

Also haben wir es mit positiver Bestätigung versucht: Neulich habe ich unserem Sohn dann vom Wolf und der Giraffe – einem Symbol aus der Gewaltfreien Kommunikation – erzählt. Vom Wolf, der rücksichtslos und böse ist. Und von der Giraffe, die das größte Herz unter den Tieren besitzt. Die freundliche Augen und – dank ihres langen Halses – einen sehr guten Überblick über ihre Umwelt hat. Und auch hier schloss ich: „Versuch mal, ein bisschen mehr Giraffe zu sein. Du musst ja nicht ganz lieb und brav sein. Ein bisschen frech sein kannst Du schon. Aber versuch mal, so freundlich zu anderen zu sein, wie eine Giraffe.“

Und zur Unterstützung des Ganzen haben wir uns dann zusammen hingesetzt und eine Giraffe als Stempelbrett gebastelt. Er hat sie auf den Namen: „Die freundliche Frieda“ getauft. Die hängt jetzt über seinem Bett. Und jeden Abend, wenn er mehr Giraffe als Wolf war, darf er der Frieda einen Stempel auf einen Fleck drücken. Die Kriterien fürs Giraffe sein haben wir so festgelegt: anderen nicht weh tun und freundlich zu den Mitmenschen sein. 

Jeweils nach fünf Stempeln darf er sich einen kleinen Wochenendausflug (Schwimmbad, Eis essen o.ä.) aussuchen. Bisher läuft es ganz okay. Manchmal muss ich ihn daran erinnern, was Giraffen-Verhalten ist. Dann sage ich nur kurz unser neues Codewort: Giraffe. Dann grinst er meistens schon und sagt: „Ich spiele doch nur!“ Ja, Spiel und Realität lassen sich manchmal nur schwer auseinanderhalten.

Im Grunde meines Herzens weiß ich: Ich kann meine Kinder nicht ändern. Und es steht mir auch nicht zu. Ich kann ihnen nur durch mein Vorbild zeigen, wie rücksichtsvolles und freundliches Verhalten aussieht. Ich kann meine Kinder auch nicht vor allem beschützen und bewahren. Vielleicht muss unser Sohn selbst durch Erfahrungen (auch negative) lernen, welches Verhalten von der Umwelt akzeptiert wird und welches nicht. Alles liegt nicht in meiner Hand. Und das ist vielleicht auch gut so.

Trotzdem: Einen Versuch ist es mir immer wert. 

#strategieneinermutter